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„Mutter aller Bomben“ soll 36 IS-Kämpfer getötet haben

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Die über zehn Tonnen schwere Bombe GBU-43/B – Handoutfoto der Eglin Air Force Base

Die amerikanischen Streitkräfte haben zum ersten Mal ihre stärkste nicht-atomare Bombe abgeworfen. Afghanischen Behörden zufolge wurden durch den Angriff 36 IS-Kämpfer getötet.

Die amerikanischen Streitkräfte haben in Afghanistan eine riesige Bombe des Typs GBU-43 „Massive Ordnance Air Blast“ eingesetzt – auch bekannt als „Mutter aller Bomben.“ Durch den Abwurf dieser größten nicht-atomaren Bombe des amerikanischen Militärs sind nach Behördenangaben mindestens 36 Kämpfer der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) getötet worden. Wie das afghanische Verteidigungsministerium am Freitag mitteilte, wurden bei dem Angriff im Osten des Landes Verstecke der Islamisten sowie ein Tunnelkomplex zerstört.

Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, sagte kurz nach dem Abwurf, es seien Vorkehrungen getroffen worden, zivile Opfer möglichst zu vermeiden. Die Frage, ob der amerikanische Präsident Donald Trump den Abwurf persönlich angeordnet hat, wollte er nicht beantworten.

Die Bombe gilt mit mehr als 8.000 Kilogramm Sprengstoff und elf Tonnen TNT-äquivalent als größter konventioneller Sprengkörper der amerikanischen Streitkräfte. Er ist nach seiner Entwicklung 2003 bisher noch nie bei tatsächlichen Kampfhandlungen eingesetzt worden. Ihre militärische Bedeutung ist umstritten, sie gilt wegen ihrer schieren Größe und der enormen Druckwelle vor allem als Mittel der psychologischen Kriegsführung. Dem Ministerium zufolge wurde sie von einer viermotorigen Propellermaschine vom Typ MC-130 abgeworfen.

Der Abwurf aus einem Kampfflugzeug hatte dem Pentagon zufolge Tunnel der Terrormiliz „Islamischer Staat“ sowie dessen Kämpfer im Achin-Distrikt in der Provinz Nangarhar zum Ziel. Dort war am vergangenen Wochenende ein amerikanischer Soldat im Einsatz gegen die Dschihadisten getötet worden.

Auf diese Weise sollte die Gefahr für die amerikanischen und afghanischen Soldaten in der Region minimiert und der Schaden bei den Terroristen maximiert werden, hieß es aus dem Pentagon. Die Streitkräfte seien derzeit dabei, den Schaden zu beurteilen. Die Rebellen verstärkten derzeit ihre Verteidigungslinien mit improvisierten Sprengkörpern, Tunnels und Bunkern. „Dies ist die richtige Munition, um diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen und das Momentum unserer Offensive gegen den IS zu erhalten“, zitiert das Pentagon den Kommandeur der amerikanischen Truppen in Afghanistan, General John Nicholson.

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Der IS war in Afghanistan erst 2015 aufgetaucht und soll dort nie mehr als 3000 Kämpfer gehabt haben. Lange Zeit war er nur in den beiden ostafghanischen Provinzen Nangarhar und Kunar präsent. Seit Monaten fliegen amerikanische und afghanische Streitkräfte schwere Luftangriffe auf IS-Stellungen dort. Trotzdem scheint der IS nicht geschlagen. 2016 hat er laut dem Zivilopferbericht der UN in Afghanistan mehr Menschen getötet als je zuvor.

Das hängt auch damit zusammen, dass der IS einen Strategiewechsel vollzieht: Von Versuchen, Territorium einzunehmen, zu Terroranschlägen. Seit Jahresanfang hat der IS allein in der Hauptstadt Kabul bereits drei große Anschläge für sich reklamiert. Unter anderem ein Selbstmordattentat auf das höchste Gericht des Landes mit 22 Toten im Februar und einen besonders blutigen, siebenstündigen Angriff von fünf Kämpfern auf das größte Militärkrankenhaus des Landes mit mindestens 49 Toten im März.

Erst am Mittwoch sprengte sich ein Selbstmordattentäter inmitten vieler Ministeriumsangestellter in die Luft, die gerade ihre Büros verlassen hatten. Fünf Menschen starben. Experten sind besorgt, dass auch IS-Kämpfer auf der Flucht aus Syrien und dem Irak in Afghanistan und Zentralasien eine neue Basis suchen könnten. Dies ist unter anderem Thema bei einer großen Afghanistankonferenz in Moskau am Freitag. Der IS will auf afghanischem und pakistanischem Staatsgebiet eine neue Provinz etablieren – „IS-Khorasan“.