Essen & Trinken

Das kalifornische Erfolgsrezept

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Japanisch: Niki Nakayama serviert im „n/naka“ auf kunstvolle Weise Traditionsküche.

Restaurants in Los Angeles schließen im Durchschnitt nach nicht einmal einem Jahr. Doch es gibt Köche, die länger durchhalten – auch zwei Deutsche füllen eine kulinarische Nische.

Es hat eine Weile gedauert. Sie musste sich monatelang herantasten, suchen, probieren und nachfragen. Doch jetzt hat sie es, sagt Besha Rodell: das Rezept für Erfolg in der kulinarischen Landschaft einer Stadt, in der Erfolg so willkürlich scheint wie das Stadtbild selbst.

Besha Rodell ist Restaurantkritikerin, seit knapp fünf Jahren zieht sie für das Wochenmagazin „L.A. Weekly“ durch die Restaurants, Buden und Foodtrucks Südkaliforniens. Als sie anfing, war sie neu in Los Angeles, eine Außenseiterin aus Australien, die zuvor in Atlanta und in New York gelebt hatte, kulinarisch also in einer anderen Welt. Von der „unendlichen Palette internationaler Küche“ in Los Angeles war sie anfangs überwältigt.

Drei Kriterien für ein auffallend gutes Gericht

Inzwischen findet sie sich in der Restaurantszene gut zurecht. Um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, muss ein Gericht dreierlei mitbringen: Gut muss es selbstverständlich sein, einzigartig, und es muss aus einer Region der Welt oder des Landes stammen, die in Los Angeles kulinarisch unterrepräsentiert ist.

Das ist wohl die schwerste Bedingung. Denn eigentlich gibt es hier fast alles, was sich an Essbarem in den entlegensten Winkeln der Welt finden lässt. In Little Ethiopia widmet sich ein ganzer Stadtteil der würzigscharfen und dabei doch schlichten Küche Ostafrikas. „Revolutionario“ in South Central bietet einen Mix aus nordafrikanischen Gemüse- und Fleischgerichten, die nach mexikanischer Art in der Tortilla serviert werden.

Das französische Restaurant „Mélisse“ in Santa Monica verspricht, den Gaumen sanft (und teuer) zu verwöhnen. Französische Süßspeisen und Macaroons in allen Geschmacksrichtungen stapeln sich in den Schaufenstern bei „Bottega Louie“ in Downtown – Pariser Schick, wenn auch nah an amerikanischem Kitsch.

Unendlich viele Fusion-Restaurants

Dazu kommen zahlreiche asiatische Restaurants, spezialisiert auf jede erdenkliche Region des Kontinents, manchmal nur auf ein einziges Gericht aus Vietnam, Japan oder China. Selbst knusprig gebratene Heuschrecken stehen auf manchen Speisekarten. Und dann gibt es noch schier unendlich viele Fusion-Restaurants, in denen vietnamesische Suppenzutaten im Baguette angerichtet werden, japanische Udon-Nudeln mit italienischer Pastasauce oder Ramen im Burgerbrötchen.

Ganz zu schweigen von Taco Trucks, die mit ihren aggressiv blinkenden Leuchtschriftbannern auch um drei Uhr morgens noch hausgemachte Burritos, Enchiladas oder Nachos verkaufen. Sie sind wohl die einzige kulinarische Konstante im Stadtbild. Wenn Los Angeles einen typischen Geruch hätte, es wäre der von Koriander, Mais und gegrilltem Rindfleisch.

Wie sticht man heraus aus dieser Masse von Möglichkeiten? Die Weitläufigkeit der Stadt und die breite Auswahl verbieten es jedem Koch, sich allein auf den Standort seines Restaurants zu verlassen. Ein kulinarisches Zentrum gibt es genau so wenig wie einen Stadtkern. Wer essen gehen möchte, sucht sich in der Regel ein Restaurant aus, egal wo – zu den Autoschlüsseln greifen muss man hier sowieso.