Gesellschaft

Lebendig begrabenes Baby in Indien durch Zufall gerettet

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Ein Mädchen im traditionellen Gewand beim Neujahrsfest Gudi Padwa. In Indien ist männlicher Nachwuchs nach wie vor begehrter als weiblicher. (Symbolbild)

Durch Zufall ist in Indien ein Baby entdeckt worden, das noch lebend begraben wurde. Die Polizei vermutet, dass das Neugeborene aufgrund seines Geschlechts umgebracht werden sollte.

Durch Zufall ist in Indien ein neugeborenes Mädchen gerettet worden, das bei lebendigem Leibe begraben worden war. Ein Passant entdeckte das wenige Stunden alte Baby in einer Sandgrube auf einem Feld, wie die Behörden im Bezirk Jajpur in dem armen östlichen Bundesstaat Odisha am Montag mitteilten. Im Krankenhaus wurde dem Mädchen der symbolträchtige Name Dharitri gegeben, was auf Sanskrit „Erde“ bedeutet.

Der Retter des Mädchens war am Wochenende an einem Feld vorbei gekommen. Dort bemerkte er nach Angaben der Polizei, das der Fuß eines Neugeborenen aus dem Sand herausragte. Das Baby wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo es nun unter Beobachtung steht.

Vermutlich nicht älter als sechs Stunden

Das 2,5 Kilogramm schwere Baby sei wohlauf, erklärten die ärzte. Sie vermuteten, dass das Kind bei seinem Fund nicht älter als sechs Stunden alt war. Es habe noch eine intakte Nabelschnur gehabt und seine Haut sei mit Käseschmiere bedeckt gewesen, sagte ein Vertreter der Gesundheitsbehörden von Jajpur.

Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus sollen sich die Sozialbehörden des Kindes annehmen. Die Polizei vermutet, dass das Mädchen wegen seines Geschlechts umgebracht werden sollte oder weil es ein uneheliches Kind ist. In Indien ist männlicher Nachwuchs nach wie vor begehrter als weiblicher, da Söhne bis heute als Ernährer der Familie gelten, während Töchter wegen der hohen Mitgift bei ihrer Heirat eine finanzielle Last bedeuten. Anfang März hatte die Polizei in einem Abwasserkanal im westindischen Bundesstaat Maharashtra 19 abgetriebene weibliche Föten entdeckt.

Laut der letzten offiziellen Volkszählung von 2011 kommen in Indien 940 Mädchen und Frauen auf tausend Jungen und Männer. Obwohl Tests zur pränatalen Geschlechtsbestimmung verboten sind, werden sie vor allem in den ländlichen Gebieten bis heute häufig vorgenommen. Laut einer Studie, welche die britische Medizin-Zeitschrift „The Lancet“ 2011 veröffentlichte, wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten in Indien bis zu zwölf Millionen Mädchen gezielt abgetrieben.