Finanzen

Die Fed könnte schon im März erhöhen

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Federal Reserve Bank in Washington D.C.: Die Amerikaner könnten den Leitzins schon im kommenden Monat erhöhen.

Der Renditeabstand zwischen zweijährigen amerikanischen und deutschen Staatsanleihen nimmt weiter zu. Die Geldpolitik allein erklärt das nicht. Die politische Unsicherheit Europas trägt maßgeblich dazu bei.

Die Finanzmärkte geben einer weiteren Leitzinserhöhung in Amerika schon im März eine höhere Wahrscheinlichkeit nach der Auswertung der jüngsten Fed-Sitzungsprotokolle. Der für die Geldpolitik entscheidende Offenmarktausschuss der Federal Reserve war Ende Januar zu einer zweitägigen Sitzung zusammengekommen und hatte damals beschlossen, die Leitzinsen für die Über-Nacht-Ausleihungen zwischen Banken in der Bandbreite von 0,5 und 0,75 Prozent zu belassen.

Doch das jetzt veröffentlichte Ergebnisprotokoll der Sitzung zeigt, dass die amerikanischen Zentralbanker inzwischen stärker geneigt zu sein scheinen, die Geldpolitik zu straffen. Zudem haben mehrere Zentralbanker in öffentlichen Auftritten den Eindruck verstärkt, die nächste Zinserhöhungsrunde könnte schon im März fällig sein – zuletzt Jerome Powell und Patrick Harker, die beide bestätigten, dass eine Straffung zur Diskussion stehe. Zuvor hatte schon Fed-Chefin Janet Yellen in Senatsanhörungen in der vergangenen Woche Leitzinserhöhungen in den „bevorstehenden Sitzungen“ angedeutet.

Immer noch konkurrieren zwei Narrative im geldpolitischen Ausschuss. Die eine Fraktion sieht die amerikanische Volkswirtschaft inzwischen nahe der Vollbeschäftigung mit einer aktuellen Arbeitslosenquote von 4,8 Prozent im Januar und einer Preisentwicklung, die sich dem Inflationsziel der Fed von zwei Prozent Preissteigerung nähert. Im Wettbewerb dazu argumentieren Zentralbanker, dass es immer noch starke Signale der Unterbeschäftigung in Amerika gibt mit hoher unfreiwilliger Teilzeitbeschäftigung und einer immer noch historisch niedrigen Erwerbsbeteiligung. Dazu sehen sie, dass ein aufwertender Dollar die Importpreise drückt und damit die Inflation dämpft.

Zinserhöhungen sollen Inflationsgefahren dämmen

Die Anhänger einer Straffung der Geldpolitik bekommen zusätzliche Argumente durch die Pläne des Weißen Hauses, Steuern auf ein historisch niedriges Niveau zu senken und die Ausgaben für Infrastruktur deutlich zu erhöhen. Sie äußerten die Sorge, dass die amerikanische Volkswirtschaft angesichts dieser Vorhaben schneller wachsen könnte als gedacht und dass auf dem Arbeitsmarkt Arbeitskräfte schneller rar werden als bisher kalkuliert. Dieses Szenario birgt größere Inflationsgefahren und die Sorge, die amerikanische Geldpolitik könnte hinter der Entwicklung hinterherhecheln. Zugleich räumten die Zentralbanker ein, dass die Vorhaben der jungen Regierung noch mit erheblicher Ungewissheit verbunden sind.

Allerdings zeigt die Regierung die klare Ambition, schnell voranzukommen: Amerikas neuer Finanzminister Steven Mnuchin kündigte jetzt an, die amerikanische Steuergesetzgebung noch bis August komplett zu reformieren mit dem klaren Ziel, Amerikas normale jährliche Wachstumsrate auf über 3 Prozent zu hieven.

Während sich die Vereinigten Staaten auf eine Leitzinserhöhung in den kommenden Monaten zubewegen, dürfte ein solcher Schritt von der Europäischen Zentralbank (EZB) noch nicht so rasch zu erwarten sein. Mit Spannung erwarten die Teilnehmer an den Finanzmärkten die Überarbeitung der Wirtschaftsprognosen der EZB in den kommenden Monaten. Denn in der jüngeren Vergangenheit hat sich die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone gefestigt- in fast allen Ländern der Währungsgemeinschaft haben die Konjunkturdaten in den vergangenen Wochen meist über den Erwartungen gelegen.

Stärkere Auswirkungen auf kurzfristige Anleiherenditen

Über den Erwartungen lag auch zuletzt die Inflationsrate- allerdings wird an den Finanzmärkten ab dem Frühjahr wieder ein leichter Rückgang der Rate erwartet. Viele Analysten gehen derzeit davon aus, dass der Zentralbankrat in der zweiten Jahreshälfte beginnen wird, über eine Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe oder eine Erhöhung des negativen Einlagenzinses zu diskutieren. Aus der EZB waren in den vergangenen Wochen unterschiedliche Stimmen zu hören. Nicht erstaunlich wäre es, wenn Diskussionen über den Kurs schon etwas früher als derzeit erwartet begännen.

Infografik / Renditen zweijähriger Staatsanleihen

Die Geldpolitik wirkt traditionell stärker auf die kurzfristigen als auf die langfristigen Anleiherenditen, aber auch die kurzfristigen Renditen unterliegen derzeit noch anderen Einflüssen. Der Renditeabstand zwischen zweijährigen amerikanischen und zweijährigen deutschen Staatspapieren ist derzeit so groß wie zuletzt vor 15 Jahren. Die Geldpolitik trägt dazu ihren Teil bei, weil die Märkte eine baldige Leitzinserhöhung in Amerika erwarten, während die EZB damit noch warten dürfte. Ein zweiter Einfluss der Geldpolitik ist in Käufen zweijähriger Bundespapiere im Rahmen des Anleihekaufprogramms der EZB zu sehen.

Aber die Geldpolitik allein kann die auffallend hohe Differenz der Renditen wohl nicht erklären. Händler und Analysten sehen die starke Nachfrage nach kurzlaufenden deutschen Staatspapieren auch durch die Suche nach einem sicheren Hafen angesichts politischer Unsicherheiten in der Eurozone getrieben. Der Blick der Anleger richtet sich weniger auf die niederländische Parlamentswahl im Herbst, sondern vor allem auf die französische Präsidentschaftswahl im April und Mai, weil ein Sieg Marine Le Pens an den Finanzmärkten zwar nicht als wahrscheinlich, aber auch nicht als völlig unmöglich gilt. Daher ist zumindest bis zu den Wahlen – an die sich Wahlen zur Nationalversammlung anschließen werden – mit einer kräftigen Nachfrage nach deutschen Staatspapieren zu rechnen.

Die Nachfrage nach Anleihen mit langen Laufzeiten profitiert weniger von dieser Nachfrage. Jens Wilhelm, Vorstand der Fondsgesellschaft Union Investment, erwartet für das Jahresende Renditen von 2,8 Prozent für zehnjährige amerikanische Staatsanleihen und von 0,8 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen.