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Absturz des Hedgefonds-Stars

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Schaffte es aus einfachen Verhältnissen im ärmsten New Yorker Stadtteil auf die Milliardärsliste des Wirtschaftsmagazin „Forbes“: Leon Cooperman.

Ein neuer Insiderskandal erschreckt an der New Yorker Börse. Im Fokus steht jedoch kein obskurer Wertpapierhändler, sondern eine schillernde Figur der Wall Street.

Die Wall Street wird von einem neuen Insiderskandal aufgeschreckt. Im Blick der Börsenaufsicht SEC steht diesmal aber kein obskurer Wertpapierhändler, der allenfalls Branchenfachleuten ein Begriff ist. Es handelt sich um den 73 Jahre alten Leon Cooperman, ehemaliger Partner der führenden Investmentbank Goldman Sachs und Gründer des legendären Hedgefonds Omega Advisors- ein Mann, der es aus einfachen Verhältnissen im ärmsten New Yorker Stadtteil Bronx auf die Milliardärsliste des Wirtschaftsmagazin „Forbes“ schaffte und der sowohl für seine Wohltätigkeit als auch für unverblümte Formulierungen bekannt ist. Kurzum: Die SEC geht gegen eine der schillerndsten Figuren der Wall Street vor.

Die Behörde wirft Cooperman und Omega Advisors in einem zivilrechtlichen Verfahren vor, auf illegale Weise mehr als 4 Millionen Dollar durch Geschäfte mit Wertpapieren des Erdgasproduzenten Atlas Pipeline Partners verdient zu haben. Cooperman hat laut Klageschrift seinen Einfluss als Großaktionär von Atlas genutzt, um von einem Manager des Unternehmens vertrauliche Details über einen bevorstehenden und potentiell kursbewegenden Verkauf einer Geschäftssparte zu erfahren.

Als der Verkauf der Vermögenswerte im Juli 2010 öffentlich gemacht wurde, stieg der Aktienkurs von Atlas Pipeline um 31 Prozent. Nach Erkenntnissen der SEC, die fünf Jahre lang in der Angelegenheit ermittelte, hatte Cooperman seine Beteiligung an Atlas im ersten Halbjahr noch reduziert. Nach seinem Gespräch mit dem Manager am 7. Juli begann Cooperman aber wieder Aktien von Atlas zu kaufen, obwohl er die Firma gegenüber einem Fachberater von Omega kurz zuvor als „beschissenes Unternehmen“ bezeichnet hatte.

Cooperman will es auf ein Gerichtsverfahren ankommen lassen

Cooperman denkt allerdings nicht daran, den Fall – wie an der Wall Street üblich – in einem außergerichtlichen Vergleich beizulegen, um sich negative Schlagzeilen zu ersparen. Er weist die Vorwürfe zurück und will es auf ein Gerichtsverfahren ankommen lassen. „Ich brauchte 50 Jahre harter Arbeit mit Einhalten der Spielregeln, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin“, sagte Cooperman in dieser Woche auf einer Telefonkonferenz mit Investoren. „Ich werde es nicht zulassen, dass diese Leute mein Vermächtnis zerstören.“

Cooperman räumt ein, dass er die Aktien von Atlas für verschiedene Depots erworben, die Wertpapiere aber länger als ein Jahr nach Bekanntgabe des kursbewegenden Verkaufs gehalten hatte. „Nichts an diesem Handelsmuster steht in Einklang mit Insiderhandel“, teilte Cooperman den Investoren mit. Er rechtfertigte auch andere Transaktionen mit Anleihen und Optionen von Atlas und bezeichnete das insgesamt acht Jahre währende Engagement als „erfolglos“.

Sollte Cooperman über den Fall stolpern, wäre es das unrühmliche Karriereende für einen der frühen Stars der Hedgefondsbranche. Der Sohn eines Klempners wurde nach seinem Wirtschaftsstudium direkt von Goldman Sachs angeheuert und stieg dort bis zum Leiter der Vermögensverwaltung auf. 1991 verließ er Goldman, um Omega zu gründen. Vor ein paar Jahren machte Cooperman mit einem offenen Brief an Barack Obama Schlagzeilen, in dem er dem amerikanischen Präsidenten vorwarf, „Klassenkampf“ gegen reiche Amerikaner zu führen.

Entscheidung entwaffnete zunächst den „Sheriff der Wall Street“

Neben der SEC, die ihre Klage bei einem Bundesgericht in Philadelphia eingereicht hat, hatte die Bundesstaatsanwaltschaft von New Jersey strafrechtliche Ermittlungen gegen Cooperman und seinen Hedgefonds eingeleitet. Die Ermittlungen, die im Fall einer Anklage und Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe führen können, liegen derzeit aber auf Eis. Die Staatsanwaltschaft wartet auf eine Entscheidung des Obersten Bundesgerichts zum Thema Insiderhandel.

Die Entscheidung eines Berufungsgerichts vor knapp zwei Jahren hatte die strafrechtliche Verfolgung von Insiderhandel deutlich erschwert. In einem aufsehenerregenden Fall hatten Berufungsrichter im Dezember 2014 ein Urteil gegen zwei Hedgefondsmanager aufgehoben. Die Richter befanden, dass die Staatsanwaltschaft das Wertpapierrecht zu aggressiv ausgelegt hatte. Die Staatsanwaltschaft müsse nachweisen, dass Personen, die vertrauliche Informationen weitergeben, davon materiell profitierten.

Die Entscheidung entwaffnete zunächst den als „Sheriff der Wall Street“ bekannt gewordenen New Yorker Bundesstaatsanwalt Preet Bharara. Bharara hatte davor in einer beispiellosen Kampagne versucht, Insiderhandel in der Hedgefondsbranche auszumerzen. In fast 90 Fällen hatte die Staatsanwaltschaft entweder einen Schuldspruch vor Gericht oder ein Geständnis der Angeklagten erreicht.

Unter anderem wurde Rajat Gupta, der ehemalige Chef der Unternehmensberatung McKinsey, der Geheimnisse aus dem Aufsichtsrat von Goldman Sachs ausgeplaudert hatte, zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Der bekannte Hedgefonds SAC Capital zahlte in Vergleichen mit Staatsanwaltschaft und Börsenaufsicht SEC die Rekordstrafe von 1,8 Milliarden Dollar. Der Gründer von SAC Capital, Steven Cohen, war jahrelang das Ziel von Ermittlungen.

Ihm persönlich konnte allerdings kein Fehlverhalten nachgewiesen werden. Er darf aber kein Geld externer Investoren mehr verwalten. Wie es für Leon Cooperman und Omega Advisors ausgeht, ist unklar. Die große Zeit der Hedgefonds scheint ohnehin vorbei. Der größte Fonds von Omega erzielte von 1992 bis Februar 2013 einen Gewinn von durchschnittlich 14 Prozent im Jahr. In den Jahren 2014 und 2015 verlor der Hedgefonds Geld. Dieses Jahr liegt er um 3 Prozent im Plus.