Natur

Zugvögel: Störche überwintern auf der Müllkippe

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Auf Spaniens Mülldeponien gibt es genug Lebensmittelreste. Störche ziehen deshalb nur noch selten in den Süden Afrikas. Das neue Verhalten könnte Folgen haben – für die Tiere selbst und für ganze Ökosysteme.

Immer mehr Storche uberwintern nicht im sudlichen Afrika, sondern bleiben auf halbem Weg hängen: Sie verbringen die kalte Jahreszeit auf Mulldeponien in Spanien oder Marokko. Auf diese Weise sparten die Tiere viel Energie, berichtet ein internationales Forscherteam um Andrea Flack vom Max-Planck-Institut fur Ornithologie in Radolfzell in der Fachzeitschrift „Science Advances“ (doi:10.1126/sciadv.1500931). Flack und ihre Kollegen statteten fur ihre Studie siebzig junge Weißstorche aus acht Ländern mit GPS-Sendern und Beschleunigungsmessgeräten aus.

Genug Fisch im Mull

Ziel der Studie war es, die Energie zu messen, die der Flug in den Suden die Vogel kostete. Diese Kosten allerdings variierten viel stärker als bislang angenommen: Storche aus Armenien beispielsweise flogen weniger als 5000 Kilometer und uberwinterten nordlich der Sahara. Storche aus Polen, Russland und Griechenland flogen dagegen im Schnitt 16.500 Kilometer und uberquerten die Sahara. Und Storche aus Usbekistan blieben gar sesshaft und verbrachten den Winter zu Hause.

Die Tiere, die nordlich der Sahara uberwinterten – darunter vor allem Storche aus Spanien und dem Sudwesten Deutschlands –, ließen sich in dicht besiedelten Gegenden nieder, wo sie auf Mullkippen genug Fleisch- und Fischreste finden konnen. Damit sparten sie Energie, setzten aber dennoch ihr Leben aufs Spiel: Auf den Abfallbergen scheint die Gefahr, sich an falscher Nahrung zu verletzen oder sich mit Krankheiten zu infizieren, recht hoch zu sein, zeigt die Zahl der uberlebenden Storche nach zwolf Monaten Beobachtung. Grundsätzlich, so die Wissenschaftler, konne sich das Verhalten der Zugvogel auch auf großere okosysteme auswirken. Vogel, die an neuen Orten uberwintern, konnten hier Insektenplagen verhindern – oder aber zur Verbreitung von Krankheiten beitragen.