Gesellschaft

Online-Dating: Und den Urlaub zahlt der Sugardaddy

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Während manche Studentinnen kellnern, lachen sich andere einen älteren Mann an, der ihnen ein schönes Leben finanziert. Die jungen Frauen stehen ganz unverblümt zum Tauschgeschäft.

Amanda ist der Blickfang des Cafés. Manche der jungen Männer begutachten sie ziemlich unverhohlen, andere verstecken ihr Interesse hinter einer großen Zeitung und lugen nur manchmal etwas verschämt in ihre Richtung. Amanda könnte wahrscheinlich jeden von ihnen haben, zumindest kennenlernen. Die 24 Jahre alte Studentin aus den Vereinigten Staaten will aber nicht jeden. Sie ist schlank, attraktiv, selbstbewusst und hat ein gewinnendes Wesen – und einen 25 Jahre älteren Mann, der sie zum Essen einlädt, den Wochenendtrip nach London zahlt und bald auch die Miete. Einen Sugardaddy.

„Für viele ist dies eine gute Möglichkeit, sich ohne finanzielle Belastungen auf das Studium zu konzentrieren“, sagt Brandon Wade, Gründer von „Seeking Arrangement“, einer Internetseite, die „Baby“ und „Daddy“ zusammenführt und die nach eigenen Angaben rund drei Millionen Mitglieder hat. „Wir sorgen für die Umverteilung von Reichtum, für die Kultivierung unserer jungen Erwachsenen“, sagt Wade, den eine CNN-Moderatorin einmal „einen der ganz wenigen Zuhälter mit Elite-Uni-Abschluss“ nannte. Auch andere Kritiker umschreiben das Geschäftsmodell des Unternehmens als Prostitution.

Sugarbabys scheinen gefragter zu sein

Das sei nur ein Missverständnis, sagt Wade. „Ich glaube, dass die Paarung ,Schönes Mädchen und reicher Mann‘ natürlich ist. Das liegt uns in den Genen, so sind wir programmiert. Schon in der Urzeit haben Frauen immer nach dem besten Jäger gesucht, damit er sie gut versorgen kann.“

Amanda sieht das ähnlich. Sie trägt an diesem Nachmittag ein blaues Sommerkleid, ihre braunen Haare sind kurz geschnitten, und sie spricht gepflegtes Amerikanisch. Seit einem Jahr ist sie nun in Deutschland und studiert Marketing im Master. Zuvor hat sie einen Bachelorabschluss in Amerika in Architektur gemacht. Die interessierten Männerblicke im Café sind auch ihr aufgefallen. Wieso also trifft sie sich mit einem Mann, der ihr Vater sein könnte, und nicht mit einem, der in ihrem Alter ist und mit dem sie potentielle Gemeinsamkeiten hat? „Das ist eine gute Frage“, sagt Amanda. Sie habe immer ältere Freunde gehabt, meist seien diese aber nicht mehr als zehn Jahre älter gewesen. Als sie nach Deutschland kam, hatte sie sich bei mehreren Portalen angemeldet und zuerst ungute Erfahrungen gemacht. Schmierige Typen seien das gewesen, die immer nur das Eine wollten. „Und das sofort.“

Reicher Mann sucht junge Frau: Mit diesem Konzept werben viele Dating-Portale. Die Sehnsucht nach einem Sugarbaby scheint allerdings größer zu sein als umgekehrt die nach einem Sugardaddy. Meist sind mehr Männer als Frauen auf den Internetseiten zu finden. Männer zahlen für eine Premium-Mitgliedschaft schon mal 45 Euro im Monat, Frauen deutlich weniger. Die Universitäten mit den meisten Sugarbabys sind nach Angaben von „Seeking Arrangement“ die Humboldt-Universität zu Berlin, die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster, die Ludwig Maximilians-Universität München, die Freie Universität Berlin und die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.