Lebensstil

Modechef will Hunter zur Lifestyle-Marke ausbauen

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Die Gummistiefel-Marke Hunter ist in England eine Institution. Alasdhair Willis will als neuer Modechef aus dem Traditionsunternehmen eine Lifestyle-Marke machen.

Mr. Willis, Sie sind seit wenigen Monaten Creative Director von Hunter, der britischen Marke, die besonders für ihre Gummistiefel bekannt ist. Wie ist das denn passiert?

Die Investmentgruppe, die im Jahr 2012 Mehrheitsanteile von Hunter gekauft hat, kam damals auf mich zu. Ob ich mir nicht vorstellen könne, für sie zu arbeiten? Ich sagte, wenn sie sich einen guten CEO suchen würden, an mich glauben und die Richtung, in die ich gehen möchte, unterstützen, dann könnte ich mir das vorstellen.

Werden Sie bei Gummistiefeln bleiben? Oder in welche Richtung wollen Sie die Marke in Zukunft lenken?

Hunter gibt es seit 160 Jahren, aber ist nur für ein einziges Produkt bekannt, nämlich für die Gummistiefel. Die Chance ist jetzt, Produkte zu finden, die zur Marke passen. Die Stiefel werden ja von unheimlich vielen verschiedenen Kunden getragen, das hilft beim Übergang von einem Ein-Produkt-Geschäft zur Lifestyle-Marke. Es ging mir von Anfang an nicht nur darum, an den Schuhen der Marke zu arbeiten, sondern auch an der Bekleidung.

Wie wollen Sie das anstellen?

Schauen Sie sich mal an, auf wie viele Arten Gummistiefel getragen werden. Der junge Festival-Typ trägt Hunter-Stiefel am Wochenende von Glastonbury zu kurzen Shorts und T-Shirts. Eine Dame im Westen von London zieht sie an, wenn sie ihre Kinder zur Schule bringt. Darum geht es: Die Marke soll diese unterschiedlichen Lebensentwürfe widerspiegeln.

Der Hunter-Gummistiefel ist ein Alltagsprodukt.

Genau, ursprünglich wurde der Stiefel entworfen, um die Füße bei Regen trocken zu halten. Mittlerweile hat er aber ein Eigenleben entwickelt und wird bei Nässe wie bei Sonnenschein getragen. Unabhängig vom Wetter ist er zum Grundbestandteil der Garderobe geworden. Aber man muss die Codes der Marke wahren, die ihren Anfang im Schutz vor Regen hat.

Seit Kate Moss im Jahr 2005 Hunters zum Glastonbury-Festival trug, wird die Marke von Jahr zu Jahr bekannter. Seit wann kennen Sie denn die Stiefel?

Ich bin schon mein ganzes Leben lang damit vertraut. In England ist das ja eine echte Institution. Sogar als kleines Kind wusste ich mit Hunter etwas anzufangen, weil mein Vater sie trug.

In der Zeit der Sommer-Festivals verkaufen Sie besonders viele Stiefel. Verbringen Sie da selbst auch noch die Wochenenden?

Ja, zum ersten Mal war ich mit 16 Jahren beim Festival in Glastonbury, seitdem habe ich kaum einen Sommer ausfallen lassen. Das Festival steht für Spaß, Musik und Miteinander. Dort sah ich, wie Hunter immer allgegenwärtiger wurde. In den vergangenen zehn Jahren sind die Stiefel Teil der Festival-Uniform geworden.

Stützt sich der Erfolg also wirklich auf Kate Moss?

Sie war für die Marke sehr wichtig und spielte eine große Rolle für den Geschäftserfolg. Kate Moss hat als erste Prominente die Gummistiefel zu echten Mode-Stücken gemacht.

Was denkt Ihre Frau Stella McCartney über Ihre Arbeit?

Sie freut sich natürlich für mich. Oft werde ich als Berater für andere Firmen angestellt, komme rein, schaue mir Produkte an und sage, was verändert werden muss. Bei Hunter gibt es nur ein einziges Problem: dass die Marke
nicht ihr Potential ausschöpft. Darum geht es.

In jüngster Vergangenheit scheinen Sie mit der Arbeit in den Kulissen erfolgreich gewesen zu sein.

Stimmt, ich hatte zwar viele Beschäftigungen, bei denen ich mein Gesicht nicht vor eine Kamera halten musste. Dennoch habe ich ja meine eigene Designfirma gegründet, Established &amp- Sons, und meine Beratungsfirma. Aber mit
Hunter ist das schon etwas anderes. So habe ich bislang noch nicht gearbeitet.

Was können Sie sich denn von Ihrer Frau abschauen, die schließlich eine erfolgreiche Modemacherin ist?

Ich habe meine Frau jahrelang vor ihren Schauen unterstützt. Die Ratschläge, die sie mir jetzt gibt, lauten: ruhig zu bleiben und mich zu konzentrieren.

Das haben Sie ihr bestimmt auch immer gesagt, oder?

Ja, und jetzt gibt sie mir die Ratschläge, die ich ihr jahrelang gegeben habe.

Sind Sie eigentlich auch Vegetarier?

Ja, das bin ich.

Folgen Sie in Ihrer Arbeit auch so strengen Prinzipien wie Ihre Frau? Wie sieht es zum Beispiel mit der Verwendung von Leder aus?

Wir verwenden in den Kollektionen von Hunter Leder. Aber ich respektiere natürlich die Entscheidung meiner Frau, in der Mode auf Leder zu verzichten.

Ich habe vergangenes Jahr mit Ihrer Frau gesprochen, und sie sagte, hinter jeder starken Frau stehe ein starker Mann. Würden Sie das bestätigen?

Das ist lieb von ihr. Ja, und hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau.