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Ein Jahr das Fitnessarmband Jawbone Up im Test

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Nach einem Jahr mit dem Fitness-Armband steht fest: Die Quantified-Self-Bewegung überschätzt maßlos die Wirkung. Und Smartphones zählen inzwischen auch.

Während sich manche erst jetzt mit Fitness-Trackern befassen, sind die Leser von „Technik und Motor“ besser informiert. Schon vor einem Jahr hatten wir hier ausführlich unter der Überschrift „Motivation am Plastikband“ die Technik dieser elektronischen Helfer beschrieben. Und schon damals war klar: Ein Gerät werden wir ein Jahr lang tragen und abermals berichten. Wir entschieden uns für den „Up“ von Jawbone. Dieser Armreif gefiel, weil er unauffällig zu tragen ist und damals seinem Rivalen von Fitbit in mancher Hinsicht voraus war. Mittlerweile ist das Angebot gewachsen, und viele Modelle liegen bereits als verbesserte zweite Version vor.

Allen Fitness-Trackern ist das Funktionsprinzip gemeinsam: Sie arbeiten mit dreiachsigen Beschleunigungssensoren, mit winzigen Mikroprozessoren, die bis zu 1500 Mal je Sekunde Beschleunigungsmessdaten erheben. Die Module sind ein günstiges Massenprodukt, sie kommen bei der Steuerung von Videospielen ebenso zum Einsatz wie im Airbag des Autos. Der Kniff ist allein das Herausrechnen valider Bewegungsinformationen aus der Fülle der Sensordaten. Wurde der Arm beim Tippen am Computer bewegt oder während des Joggens? Es kommt also auf die Algorithmen an.

10.000 Schritte am Tag, der Gesundheit zuliebe

Wichtig zu wissen: Die Armreife sind letztlich nur eine moderne Variante des klassischen Schrittzählers. Sie zeigen, etwa am Smartphone oder in einem Web-Interface, wie viele Schritte man in den vergangenen Stunden oder Tagen gelaufen ist, welche Strecke dabei zurückgelegt wurde und wie viele Kalorien verbrannt wurden. Nur das Gehen oder Laufen wird hinreichend präzise erfasst. Wer mit den Armreifen schwimmt, Rad fährt, Yoga-Übungen absolviert oder sich am Crosstrainer quält, kann zwar die entsprechenden Trainingseinheiten in der jeweiligen App nachtragen. Aber sie werden nicht automatisch erfasst, und man begibt sich in den Bereich der Schätzungen.

Die erste Empfehlung der Fitness-Tracker bezieht sich also aufs Laufen: 10.000 Schritte soll man seiner Gesundheit zuliebe am Tag mindestens zurücklegen, und natürlich macht gerade zu Anfang die Beobachtung des eigenen Aktivitätsverhaltens ungemein viel Spaß. 10 .00 Schritte, rund acht Kilometer, haben wir von Beginn an häufig geschafft, das ist keine Herausforderung für einen Hundebesitzer.

Mit dem Start des Programms nahmen wir uns vor, Strecken in der Stadt bis drei Kilometer so oft wie möglich zu Fuß zu absolvieren, und daran haben wir uns bis heute gehalten. Diese kleine Verhaltensänderung bewirkt einiges. Aber für die Erkenntnis, dass man mit dem Auto in der Stadt länger unterwegs ist als zu Fuß, benötigt man kein Fitness-Armband. Dass einem von den Herstellern der Geräte nahegelegt wird, auch Lebensmittel und Getränke aufzuzeichnen, haben wir schon vor einem Jahr als Unfug bezeichnet. Es ist zu kompliziert, zu langwierig und viel zu ungenau. Eine Erbsenzählerei.

Den Armreif am Knöchel tragen

Unsere Laufbilanz schwankt seither zwischen 250 und 300 Kilometer im Monat. Im Sommer mehr, im Winter weniger: Daran ändert sich absehbar nicht viel. Mitte März kam ein virtuelles Abzeichen: 3,5 Millionen Schritte hätten wir nun zurückgelegt. Weitere tiefschürfende Erkenntnisse hat das Armband nicht gebracht. Vieles ist ohnehin klar: Die journalistische Messeberichterstattung geht in die Beine, hier werden bis zu 20.000 Schritte am Tag erreicht. Radfahren, Schwimmen und andere Sportarten lassen sich mit dem Jawbone Up und seinen Kollegen nicht zuverlässig vermessen. Wer schweißtreibende Aktivitäten partout irgendwie protokolliert haben will, probiere, den Armreif am Knöchel zu tragen – mit der Gefahr, ihn zu verlieren.