Lebensstil

Bikini-Haus und 25 Hours in Berlin: Kaufrausch des Westens

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Lange Zeit eröffneten die spannendsten Geschäfte in Berlin Mitte. Mit dem neuen Bikini-Haus und weiteren Läden erlebt die Berliner „City West“ einen Aufschwung.

Brunello Cucinelli ist eigens mit dem Privatjet aus Perugia gekommen, um die Einführung seiner Kaschmirmarke im KaDeWe zu feiern. Davide di Blasio aus Neapel schneidet mit seiner Marke Tramontana toskanisches Leder auf die persönlichen Bedürfnisse der Kunden zu und hat nun ebenfalls eine Ecke im Kaufhaus des Westens. Und auch Chiara Ferragni ist gekommen, die bekannteste italienische Modebloggerin – 2,1 Millionen Follower bei Instagram. Spät am Mittwochabend zeigt sie ihr Handy: Die Fotos, die sie von der Feier gepostet hat, haben jeweils mehr als 20000 „likes“ bekommen.

„Die Italiener können alles“, meint Petra Fladenhofer vom KaDeWe also nicht ganz zu Unrecht. Am Mittwochabend sind einige von ihnen gekommen, um das im Zuge der Aktion „Studio Italia“ auch zu beweisen, mit dem das Kaufhaus des Westens italienische Produkte herausstellt wie nie zuvor. Die Italiener können alles – und die Deutschen? In diesen Wochen sind sie jedenfalls in Berlin angetreten, eine Shopping-Hauptstadt von internationalem Format entstehen zu lassen.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten eröffneten die spannendsten Geschäfte in Mitte. Jetzt kommt Mitte vielen mittelmäßig vor, und der Westen übt sich in nachholender Modernisierung. In der „City West“ (früher nannte man sie Zooviertel) eröffnen viele neue Geschäfte, Hotels, Cafés, Restaurants und Clubs. Es begann mit dem Restaurant „Grosz“ im Haus Cumberland am Kudamm, einer Art Antwort des Westens auf das „Borchardt“ in Mitte. Es ging weiter mit dem arg klotzigen Waldorf-Astoria-Hotel an der Gedächtniskirche, einem Gegenspieler des Hotel de Rome am Gendarmenmarkt. Im November wurde das Zoo-Palast-Kino nach Restaurierung wiedereröffnet, das im schwebenden Stil der Fünfziger gebaut ist. Und das gute alte KaDeWe macht nun mit Marken wie Canali, Brioni und Ermenegildo Zegna auf sich aufmerksam – um der Konkurrenz der Nobelmarken unter anderem an der Friedrichstraße zu trotzen.

Ein bisschen Hilfe von außen kann den Berlinern nicht schaden. Das merkt man am Donnerstagmorgen, als das Bikini-Haus am Zoo eröffnet wird: Die Bauherren der Einkaufszeile in dem Haus aus den Fünfzigern sind Münchner. Der Zufall will es, dass auch der Zoologische Garten nebenan gerade mit einem Münchner besetzt wird. Dort löst Andreas Knieriem, der vom Tierpark Hellabrunn kommt, den alten Direktor Bernhard Blaszkiewitz ab, in seiner bräsigen Originalität so etwas wie der Symbolbär des alten Westens.

Jetzt ist hier der neue Westen. Wo Berlin-Besucher früher im modernen Antiquariat Wohlthat ihre Kleist-Gesamtausgabe für ein paar Mark kauften, gibt es heute Statement-Basics im wachsenden Segment der bezahlbaren Contemporary-Mode. Große Worte und schöne Aussichten sollen dem Bikini-Haus zum Erfolg verhelfen. Man erkennt es am Begriff „Concept Mall“, das den avantgardistischen „Concept Store“ dem leicht ranzig gewordenen Wort „Shopping Mall“ überstülpt. Soviel Konzept immerhin herrscht hier: Vom Erdgeschoss und von der frei zugänglichen begrünten Dachterrasse des Einkaufszentrums blickt man direkt in das Gehege des Zoos, in dem die Paviane gerade Morgengymnastik machen. Noch spektakulärer ist das Treiben der Tiere nur von der „Monkey Bar“ des neuen Hotels „25hours“ nebenan zu sehen: Dort kann man sein Sandwich mit Blick auf die Volieren zehn Stockwerke tiefer verzehren.