Lebensstil

Sterne für alle

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Becksöndergaard produziert Schals, die sich besonders gut in Deutschland verkaufen. Das hat mit den eingängigen Mustern zu tun – und auch damit, dass die Gründerinnen was vom Business verstehen.

Oft kann man vom Design eines Kleidungsstücks auf sein Herkunftsland schließen. Schlicht und asymmetrisch? Japan. Feminin und dekorativ? Frankreich. Luxuriöse Materialien? Italien. Wenn es um skandinavisches Design geht, fallen oft die Vokabeln „unkompliziert“ und „alltagstauglich“. Was die Marke Becksöndergaard betrifft, könnte man auch „optimistisch“ hinzufügen, denn ihre Schals sind gemacht für Wintertage wie diese, wenn der Regen den Himmel trübt, der Morgen ein dunkles Loch ist und ein pinkfarbener Schal mit kleinen Sternen wie ein Antidepressivum wirkt.

Anna Söndergaard lächelt. Eigentlich dauernd. Das mag für eine Dänin nichts Ungewöhnliches sein, schließlich sind die Skandinavier bekannt für ihre Freundlichkeit. Aber inmitten des Trubels der Berliner Modemesse Premium, eingequetscht zwischen vielen Menschen an ihrem kleinen Messestand, wäre es auch okay, wenn sich wenigstens ab und zu ihre Stirn in Falten legen würde.

Am Anfang standen unifarbene Portemonnaies

Die Dänin ist nach Berlin gekommen, um die Kollektion für den nächsten Herbst und Winter vorzustellen. Es läuft gut. Sehr gut. Die Schals von Becksöndergaard erleben in Deutschland einen Boom, seit sie vor drei Jahren hier auf den Markt kamen. Söndergaard lächelt zufrieden und bestätigt: „Ja, das ist unser key focus market.“ Es gibt Boutiquenbesitzer, die mit den dänischen Sternenschals einen Großteil ihres Umsatzes bestreiten.

Am Anfang standen aber gar nicht die Sterne, noch nicht mal die Schals, sondern unifarbene Portemonnaies. Wenn Söndergaard von der Erfolgsgeschichte ihres Labels erzählt, das sie mit ihrer Freundin Lis Beck 2003 gründete, wirkt sie so, als könnte sie es immer noch nicht glauben. Kennengelernt haben sich die beiden auf einer Businessschool in Kopenhagen. „Wir verstanden uns auf Anhieb gut und hatten immer vor, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen“, erzählt sie. Mit Mode hatten sie damals nichts zu tun. Lis arbeitete nach dem Studium in der Marketingabteilung einer Brauerei und Anna bei der Unternehmensberatung McKinsey.

Als Lis für ihre Firma in Malaysia arbeitete, besuchte Anna sie. Dort entdeckten sie ein Material, das es auf dem europäischen Markt kaum gibt: das Aalleder. „Das ist ein phantastisches Material“, erzählt Söndergaard heute. „Es ist weich und trotzdem fest und wird in Asien sehr viel verarbeitet, weil der Aal ein beliebter Speisefisch ist und das Leder ein natürliches Abfallprodukt der Fischerei ist.“

Söndergaard und Beck hatten zunächst die Idee, das Leder zu importieren und in Dänemark weiterverarbeiten zu lassen, aber dann ließen sie die Geldbörsen in Asien produzieren und vertrieben sie in Dänemark. Als 15 Läden in Kopenhagen die Portemonnaies verkauften, sprach es sich herum. Zeitungsartikel um das ungewöhnliche Material erschienen, die Kollektion wurde systematisch erweitert.

Mit zwei Mobiltelefonen und 7.000 Euro Startkapital

Doch immer noch arbeiteten die beiden full-time als Betriebswirtinnen und kümmerten sich nur nebenher um ihre neugegründete Marke. „Mein Schlafzimmer sah aus wie ein Warenhaus“, erzählt Söndergaard. „Schließlich standen wir vor der Entscheidung, mit unserem Hobby aufzuhören oder unsere Jobs an den Nagel zu hängen.“ Die Freundinnen entschieden sich für Letzteres, machten sich mit zwei Mobiltelefonen und 7.000 Euro Startkapital selbständig – und haben es bis heute nicht bereut.