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Janet Yellen rückt an die Spitze der Fed vor

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Der amerikanische Senat hat die Nominierung von Janet Yellen als Vorsitzende der Notenbank Federal Reserve bestätigt. Yellen, die erste Frau an der Fed-Spitze, verspricht Kontinuität in der sehr lockeren Geldpolitik.

Janet Yellen wird zum 1. Februar nächste Vorsitzende der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve. Der Senat bestätigte am Montag die Berufung Yellens. Die Ökonomin erhielt 56 Ja- und 26 Nein-Stimmen. Manche Senatoren schafften es wegen der Kältewelle nicht rechtzeitig nach Washington, um an der Abstimmung teilzunehmen. Yellen folgt auf Ben Bernanke, der Ende Januar nach acht Jahren die Fed verlässt.

Volkswirte erwarten mit Yellen eine Kontinuität der Geldpolitik. Sie galt schon in den vergangenen Jahren als enge Vertraute Bernankes. Ihr wird zwar in den kommenden vier Jahren die Aufgabe zufallen, die extrem expansive Geldpolitik schrittweise zurückzufahren und zu normalisieren. Yellen hat freilich in ihrer Anhörung und auch zuvor verdeutlicht, dass sie wie Bernanke noch auf lange Sicht eine expansive Geldpolitik für geboten hält, um die Arbeitslosigkeit von zuletzt 7 Prozent zu senken.

Die Fed hält den Leitzins seit Dezember 2008 bei Null Prozent und hat seither mit Ankäufen von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren ihre Bilanzsumme auf mehr als 4 Billionen Dollar mehr als vervierfacht. Im Dezember hatte die Fed angekündigt, die Ankäufe von 85 Milliarden auf 75 Milliarden Dollar im Monat zu verringern. Eine Abkehr von der Nullzinspolitik erwartet die große Mehrheit im Offenmarktausschusses frühestens für 2015 oder später.

Vorbehalte der Republikaner

Das Abstimmungsergebnis im Senat zeigt, wie sehr die ultra-expansive Geldpolitik der Fed in den Vereinigten Staaten umstritten ist. Zwar stimmten auch 11 Republikaner im Senat für Yellen. Mit 26 Nein-Stimmen bei nur 56 Ja-Stimmen aber war der Grad der Ablehnung noch höher als 2010, als Bernanke für seine zweite Amtszeit 30 Gegenstimmen bei 70 Ja-Stimmen erhielt. Viele Republikaner fürchten, dass die Fed mit der drastischen geldpolitischen Lockerung schon wieder den Boden für die nächste Blase an den Finanzmärkten gelegt hat. „Yellen wird als Vorsitzende wahrscheinlich diese Politik des leichten Geldes mit demselben, wenn nicht noch größerem Elan als ihr Vorgänger fortsetzen“, erklärte Charles Grassley, republikanischer Senator aus Iowa. Er stimmte gegen Yellen.

Die inhaltliche Qualifikation Yellens für das Amt wird dabei von niemandem bestritten. Die 67 Jahre alte Yellen, emeritierte Ökonomin der Berkeley-Universität, hat lange Erfahrung mit der Federal Reserve. Von 1994 bis 1997 war sie Mitglied im Direktorium, von 2004 bis 2010 leitete sie die regionale Federal Reserve Bank von San Francisco und seit 2010 ist sie Vizevorsitzende der Fed.

Erste Frau an der Fed-Spitze

Yellen ist die erste Frau, die in der hundertjährigen Geschichte der Zentralbank deren Leitung übernehmen wird. Dieses historische Ereignis, aber auch Yellens intensiver geldpolitischer Fokus auf eine Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt haben ihr viele Sympathien bei den Demokraten eingebracht. Viele Demokraten hatten seit Sommer in einer ungewöhnlich offenen Debatte Präsident Barack Obama bedrängt, Yellen und nicht den ungeliebten Harvard-Ökonomen und früheren Finanzminister Lawrence Summers zu nominieren. Summers verzichtete letztlich auf seine Kandidatur.

Erklärungen aus Washington verdeutlichen, welche Aufgabe die Demokraten und die Regierung Yellen zugedacht haben. Präsident Barack Obama erklärte seine Zuversicht, dass Yellen für die amerikanischen Arbeiter eintreten, Verbraucher schützen, die Stabilität unseres Finanzsystems schützen und helfen werde, unsere Wirtschaft für Jahre am wachsen zu halten“. Yellen habe ein tiefes Verständnis für die Schäden gezeigt, die eine schwierige Wirtschaft arbeitenden Familien zufüge, erklärte Finanzminister Jacob Lew.

Die nächste Sitzung des Offenmarktausschusses Ende Januar wird noch Bernanke leiten. Yellen wird das geldpolitische Gremium erstmals Mitte März führen und danach planmäßig in einer Pressekonferenz das Ergebnis erläutern. Sie gilt als Mitarchitektin der Fed-Bemühungen um mehr Transparenz und Offenheit, die Bernanke vorangetrieben hat.