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Jojo-Effekt nicht ausgeschlossen

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Im Sommer Salat, vor Weihnachten schlemmen – für Frauenmagazine ist das kein Widerspruch. Für Wissenschaftler schon: Sie warnen jetzt vor Gesundheitsgefahren durch die Lektüre der Zeitschriften.

Ein Jahr ist um, seitdem ein Paukenschlag die Welt der Frauenmagazine erschütterte: Ende 2012 gab die Redaktion der „Brigitte“ bekannt, doch wieder professionelle Models für die Mode-Fotostrecken einsetzen zu wollen. Zweieinhalb Jahre lang hatte man sich mit der Initiative „Ohne Models“ geschmückt und nur „ganz normale Frauen“ in den neuesten Trendklamotten oder mit dem gerade angesagten Make-up abgelichtet: Lehrerinnen, Friseurinnen, Polizistinnen, Architektinnen. Alle Berufe waren vertreten, nur hauptberufliche Fotomodelle gab es nicht mehr. Damit wollte man der Schönheitsdiktatur eine Absage erteilen und Frauen Vorbilder zur Seite stellen, die aus dem wirklichen Leben gegriffen waren. Doch dann kam das rasche Ende mit verblüffender Begründung: Die Leserinnen fühlen sich offenbar unter Druck gesetzt, wenn ganz normale Frauen auf den Fotos besonders attraktiv aussehen. Das mag einiges über die Herausforderungen sagen, die sich stellen, wenn man Frauen mit Themen rund um Schönheit und Mode unterhalten will. Wie man es auch macht – man kann es offenbar wirklich immer falsch machen. Das Ganze verrät aber auch etwas über die allgemeine Ambivalenz von Frauenzeitschriften, die den Spagat schaffen müssen zwischen mütterlicher Freundin, die dazu rät, einfach man selbst zu bleiben, und strenger Fitnesstrainerin, die zur Selbstoptimierung antreibt und ein besseres Leben dank knackiger Kurven und schmeichelnder Shirts in Aussicht stellt.

Wie sich dieser Balanceakt auf die inhaltlichen Schwerpunkte der Magazine auswirkt, haben jetzt Wissenschaftler der Medical School der University of Sheffield in der Zeitschrift „Public Health Nutrition“ untersucht. Sie werteten 79 Ausgaben von Frauenzeitschriften aus und fanden heraus, dass um Weihnachten herum und kurz vor Neujahr Rezepte für Kuchen und Nachspeisen, üppige Menüs und Partyhäppchen prominent im Heft plaziert waren. Im Sommer hingegen ging es wenig ums Essen, sondern stets um Diätpläne, die raschen Erfolg versprechen sollten.

Saisonale Unterschiede

Auch kurz nach Neujahr drehten sich die Artikel meist ums Abnehmen. Dieser zyklische Verlauf, der zunächst Exzesse nahelegt, später dann Verzicht, gefährde die öffentliche Gesundheit, schreiben die Wissenschaftler: So erzeuge man den gefürchteten Jojo-Effekt. Allerdings ist es nicht nur erhellend, die saisonalen Unterschiede der Inhalte auszuwerten.

Schon vor einigen Monaten verglichen die Briten ältere Ausgaben von Frauenzeitschriften, die zwischen 1950 und 1998 erschienen waren. Besonders massiv erteilte man den Leserinnen in den siebziger Jahren Diät-Tipps. In den achtziger und neunziger Jahren ging es dann viel um Spezialstrategien wie Low-Carb und Low-Fat. Einzig in den fünfziger Jahren war kein einziger Artikel zum Thema Diät erschienen.