Mit Misstrauen wollen sie ihr Geschäft machen. Die Deutsche Leasing verspricht sich viele Mittelständler als neue Kunden.
Dass viele Unternehmer infolge der Finanzkrise ihrer Hausbank nicht mehr so trauen wie früher, will die in Bad Homburg sitzende Deutsche Leasing zu ihrem Vorteil nutzen. Vorstandsvorsitzender Kai Ostermann zitierte am Montag anlässlich der Jahrespressekonferenz in Frankfurt eine Studie der Unternehmensberatung Ernst &- Young, wonach 2005 noch 73 Prozent der befragten Mittelständler zu Finanzierungsentscheidungen ihre Hausbank um Rat fragten, inzwischen nur noch 42 Prozent.
Ostermann sieht in dieser Entwicklung eine Chance für die Deutsche Leasing. Deren Geschäft besteht vereinfacht darin, große Investitionsgüter für Unternehmen zu kaufen, sie dann für eine bestimmte Zeit an sie zu vermieten und am Ende dieser Zeit weiterzuverkaufen. Das macht sie mit allen möglichen Produkten von Dienstwagenflotten bis Eisenbahnwaggons, von Produktionsanlagen bis Firmencomputern. Diese Art der Finanzierung werde inzwischen stärker als noch vor einigen Jahren als Alternative zum Kredit betrachtet.
Finanzkrise kompensiert
Obwohl sich viele Unternehmen mit Ausrüstungsinvestitionen derzeit zurückhalten, konnte die Leasinggesellschaft der Sparkassen ihr Neugeschäft im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr um acht Prozent steigern auf nun 7,8 Milliarden Euro. Etwa die Hälfte dieses Zuwachses ist den Angaben zufolge allerdings auf die Übernahme des Fahrzeuggeschäfts der Hannover Leasing zurückzuführen.
Alles in allem hat das Bad Homburger Unternehmen die Zahl seiner Mitarbeiter um 130 auf nun 2000 steigern können. Der Stellenabbau, mit dem die Deutsche Leasing vor vier Jahren auf die Finanzkrise reagiert hat, ist damit Ostermann zufolge mehr als kompensiert.
Jedes Jahr zehn Trainees
Der Zuwachs an Stellen ist zum einen den Zukäufen des Hannoveraner Geschäfts sowie der Universal Factoring zu verdanken, aber auch die eigene Belegschaft wurde erweitert. So wurde etwa in Deutschland ein neues Team zur Begleitung von Kunden in Auslandsmärkte aufgebaut. Außerdem müssten an diversen Stellen im Unternehmen neue Kräfte eingestellt werden, um neue Regeln für Finanzgeschäfte zu erfüllen. Zudem stelle die Deutsche Leasing inzwischen jedes Jahr zehn Trainees ein, um für sich selbst Fachkräfte auszubilden. „Wir können ja nicht in Maschinen und neue Fabriken investieren“, sagte Ostermann, „deshalb investieren wir in kluge Köpfe.“
Über das Gemeinschaftsunternehmen mit der Landesbank Berlin, S-Kreditpartner, bietet das Unternehmen den Sparkassen seit einiger Zeit ein standardisiertes Verfahren zur Vergabe von Konsumenten- und Autokrediten an. Das Vorbild war das Easycredit-System der Volks- und Raiffeisenbanken. Ostermanns Vorstandskollege Rainer Weis zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung der Tochter, die Ende September Kredite in Höhe von 3,4 Milliarden Euro vergeben hat. Als 100.Sparkasse, die mit dem S-Kreditpartner voll kooperiert, nannte er die Sparkasse Langen-Seligenstadt.