Eurokrise

Griechenland gilt weiter als korruptestes Land in Europa

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Korruption in der Verwaltung ist in Griechenland besonders verbreitet, sagt Transparency International. Sieben europäische Länder stehen besser da als Deutschland.

In keinem europäischen Land ist Korruption in der öffentlichen Verwaltung nach Einschätzung von Transparency International so stark verbreitet wie in Griechenland. Das hoch verschuldete Land bildet abermals Europas Schlusslicht im Korruptionswahrnehmungsindex, den die Organisation am Dienstag in Berlin veröffentlichte. Immerhin verbesserte sich Griechenland gegenüber dem Vorjahr um vier auf 40 Punkte und belegt damit Platz 80 unter 177 Staaten in aller Welt, gleichauf mit China.

Deutschland kommt mit 78 von 100 möglichen Punkten auf Platz zwölf. Sieben andere europäische Länder schneiden besser ab. Am unbestechlichsten sind der Studie zufolge die Verwaltungen in Dänemark und Neuseeland, beide Länder kamen auf 91 Punkte. Auch Finnland, Schweden, Norwegen, Singapur, die Schweiz, die Niederlande, Australien, Kanada und Luxemburg stehen vor Deutschland.

Den letzten Platz auf dem Korruptionsindex teilen sich wie im vergangenen Jahr Afghanistan, Nordkorea und Somalia mit jeweils acht Punkten.

Spanien stürzt in der Rangliste ab

Besonders stark verschlechterte sich demnach Spanien: Nach einer Reihe von Skandalen der Regierungspartei und der Königsfamilie verlor das Land in dem Index zehn Punkte und landete mit 59 Punkten nur noch auf Platz 40. Damit verzeichnete Spanien gemeinsam mit Mali, Gambia, Guinea-Bissau und Libyen die zweitgrößten Verluste. Nur das Bürgerkriegsland Syrien stürzte noch stärker ab.

Spanien steckt seit fünf Jahren in einer Wirtschaftskrise, die das Land zu drastischen Sparmaßnahmen zwang. Dabei stellte sich heraus, wie sehr die engen Beziehungen zwischen Politikern und Bauunternehmern in der Vergangenheit die Immobilienblase gefördert hatten. Der frühere Schatzmeister der regierenden Volkspartei gab zu, Bargeld-Geschenke von Baumagnaten an Spitzenpolitiker weitergeleitet zu haben. Auf seinen Schweizer Konten fanden die Ermittler 48 Millionen Euro. Auch der Schwiegersohn des spanischen Königs wurde dieses Jahr wegen der Veruntreuung von sechs Millionen Euro öffentlicher Gelder angeklagt.

Ergebnisse basieren auf Studien und Einschätzungen

Das spanische Parlament reagierte auf den Unmut der Bevölkerung, indem es das erste Informationsfreiheitsgesetz des Landes verabschiedete. Spanien war bis dahin das einzige Land in Europa, wo kein Gesetz den Bürgern Auskunft über die Verwendung öffentlicher Mittel garantierte.

Der Index ermittelt, wie korrupt die öffentliche Verwaltung in einem Land ist. Er gründet auf Studien und Einschätzungen renommierter unabhängiger Institute. Fallzahlen von Bestechlichkeit in öffentlichen Ämtern dagegen lassen nach Angaben von Transparency International keine eindeutige Bewertung zu. Sie belegten lediglich, wie effektiv die Staatsanwaltschaften, die Gerichte oder die Medien eines bestimmten Landes bei der Aufdeckung von Korruption sind.