Wirtschaft

Razzia wegen Verdachts auf Geldwäsche

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Mit einer groß angelegten Razzia sind Ermittler bundesweit gegen mutmaßliche Geldwäscher vorgegangen. Durchsucht wurden auch Büros der HSH Nordbank und des Windanlagenherstellers Enercon.

Die HSH Nordbank ist im Zuge europaweiter Ermittlungen gegen die italienische Mafia durchsucht worden. Bei den Ermittlungen gehe es um den Verdacht der Geldwäsche und Unterstützung einer kriminellen Vereinigung, sagte der Osnabrücker Oberstaatsanwalt Alexander Retemeyer am Dienstag. Die Bank selbst stehe nicht im Verdacht, sondern Kunden, die offenbar im Kontakt mit der Mafia stünden. Seit dem Morgen hätten bundesweit rund 200 Polizisten insgesamt 20 Wohnungen und Büros von Verdächtigen und Geschäftsräume der HSH Nordbank in Kiel und Hamburg durchsucht. Beteiligt seien auch Beamte des Bundeskriminalamts und der Landeskriminalämter Bayern und Niedersachsen. Auch in Österreich hätten Durchsuchungen stattgefunden.

Die Ermittlungen stehen im Zusammenhang mit einem von der HSH Nordbank finanzierten Windparkprojekt in Italien, das die Mafia zur Geldwäsche genutzt haben soll. Dabei geht es um 48 Windmühlen in Kalabrien, die die Bank mit 225 Millionen Euro finanziert hat. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück arbeite eng mit den italienischen Behörden zusammenarbeitet, sagte Retemeyer. Die Beschuldigten stünden im Verdacht, mittels eines Firmengeflechts in Deutschland, Italien, San Marino und der Schweiz Gelder einer Ndrangheta-Gruppierung gewachsen zu haben.

Die Ndrangheta ist eine der vier großen italienischen Mafiaorganisationen und besteht aus verschworenen Familien-Clans, die vom süditalienischen Kalabrien aus operieren.

Bei ihren Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft mehrere Firmen im Emsland im Visier, die an der Einschleusung von Geldern aus Straftaten in den Wirtschaftskreislauf beteiligt gewesen sein sollen. Auch gegen einen größeren Windkraftanlagenhersteller werde ermittelt, sagte Retemeyer. Namen nannte er nicht. Laut der Nachrichetenagentur dpa geht es um Enercon in Aurich. Die Bank selbst beziehungsweise aktive oder ehemaligen Mitarbeiter stünden nicht im Verdacht illegaler Geschäfte. Die HSH, die zu 85 Prozent im Besitz der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein ist, betonte, sie arbeite eng mit den Behörden zusammen.

Der „Spiegel“ berichtet in seiner neuesten Ausgabe, die italienische Staatsanwaltschaft gehe schon länger dem Verdacht nach, dass der Windpark an der Sohle des italienischen Stiefels dazu gedient habe, schmutziges Geld des Arena-Clans zu waschen, der in der Region das Sagen habe. Deshalb habe die Antimafia-Staatsanwaltschaft in Rom ein Rechtshilfeersuchen nach Kiel geschickt. Als einzige Reaktion habe die Kieler Staatsanwaltschaft vor zwei Jahren zwei Aktenordner mit Vertragsunterlagen weitergeleitet, die sie von der HSH Nordbank erbeten habe. Ins Rollen gekommen seien die Ermittlungen durch die Anzeige eines niedersächsischen Finanzamtes bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück. Diese habe das Bundeskriminalamt eingeschaltet.