Ausland

Leiche des früheren Präsidenten Goulart exhumiert


João Goulart wurde 1964 durch einen Militärputsch entmachtet, 1976 starb er im argentinischen Exil – angeblich an einem Herzinfarkt. Oder wurde er doch vergiftet? Die Exhumierung soll Klarheit bringen.

In Brasilien sind am Mittwoch (Ortszeit) die sterblichen Überreste des früheren Präsidenten João Goulart exhumiert worden. Auf Initiative des Menschenrechtsministeriums soll überprüft werden, ob der 1964 durch einen Militärputsch entmachtete Goulart im argentinischen Exil wirklich an einem Herzinfarkt gestorben ist. Angehörige vermuten, er sei 1976 im Auftrag der brasilianischen Militärmachthaber vergiftet worden.

Die Leiche Goularts soll vom Bestattungsort im südbrasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul in die Hauptstadt Brasilia gebracht werden, wie die Zeitung „Brasil de Fato“ in ihrer Online-Ausgabe berichtete. An der Untersuchung sind das Rote Kreuz sowie Spezialisten aus Brasilien, Argentinien und Kuba beteiligt.

„Definitiv ein Schritt in Richtung Demokratie“

Erst nach der Einrichtung einer Wahrheitskommission im Mai 2012 kamen die Behörden dem Wunsch von Angehörigen und Menschenrechtlern nach einer Klärung der Todesursache Goularts nach. Mit diesem Schritt „geht die brasilianische Nation definitiv in Richtung Demokratie“, sagte die Menschenrechtsministerin Maria do Rosário. João Goulart werde in der Hauptstadt mit den Ehren eines Staatschef gewürdigt, ergänzte sie.

Der gemäßigt linke Präsident João Goulart war nach drei Regierungsjahren im Jahr 1964 durch einen von den Vereinigten Staaten gestützten Militärputsch entmachtet und ins argentinische Exil getrieben worden. In der Folge regierten die Militärs Brasilien bis zum Jahr 1985. Hunderte Oppositionelle wurden während der 21 Jahre dauernden Diktatur gefoltert und ermordet.

1976 übernahmen Militärs auch in Argentinien die Macht. Es wird vermutet, dass Goulart in dem brasilianischen Nachbarland im Rahmen der „Operation Condor“ ermordet wurde. Unter diesem Decknamen verfolgten die Machthaber mehrerer südamerikanischer Diktaturen grenzübergreifend Regimekritiker. Hunderte Menschen sollen der geheimem Militärkooperation in den siebziger und achtziger Jahren zum Opfer gefallen sein.