Natur

Vermüllung

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Das Flusswasser mit Öl und Quecksilber verunreinigt, der Boden mit Blei und Chemikalien verseucht, eine ganze Region radioaktiv verstrahlt – es gibt zahlreiche Orte, an denen die Umweltverschmutzung dramatisch ist. Und der globale Müllberg wächst und wächst.

Was haben das Nigerdelta, der Rio Matanza-Riachuelo in Argentinien und der Citarum-Fluss in Indonesien, der Stadtteil Agbogbloshie von Accra in Ghana sowie die Städte Kabwe in Sambia, Hazaribagh in Bangladesch, Norilskund und Dserschinsk in Russland gemeinsam? Nein, das sind keine Orte mit besonderem Flair oder Sehenswürdigkeiten. Ganz im Gegenteil: Es sind Flecken auf der Landkarte, die man tunlichst meiden sollte. Denn sie zählen zu den Orten – Tschernobyl in der Ukraine eingerechnet -, an denen die Umweltverschmutzung derzeit am stärksten ist. Sie führen derzeit die traurige Liste von insgesamt 3000 Städten und Regionen an, die die Schweizer Stiftung Green Cross gemeinsam mit dem Blacksmith Institute regelmäßig veröffentlicht (hier gehts zum Umweltgiftreport).

200 Millionen Menschen belastet

Riesige Mengen an importiertem Elektronikmüll und Blei belasten den Boden und die Menschen in den Metropolen Agbogbloshie und Kabwe, ausgetretenes Erdöl hat die Nigermündung in Nigeria verseucht, giftige, mit Schwermetallen und organischen Stoffen verunreinigte Industrieabwässer belasten den Riachuelo und den Citarum aufs äußerste, in der einstigen sowjetischen Chemiewaffenschmiede Dzershinsk sind unsachgemäß gelagerte toxische Verbindungen in das Grundwasser gesickert.

Von der radioaktiven Belastung in Tschernobyl oder Fukushima ganz zu schweigen. Zweihundert Millionen Menschen sind weltweit akut von Umweltgiften belastet, so schätzt die Stiftung. Sie gehört zu einer Organisation, die der frühere sowjetische Präsident Michael Gorbatschow 2007 gegründet hat mit dem Zweck, die Folgeschäden aus Industrie und Militärkatastrophen zu bewältigen. Am dramatischsten sei die Situation in den Entwicklungsländern. Dort könne man fast jeden vierten Todesfall und fast achtzig Prozent aller Krankheiten auf die Einwirkung von Umweltgiften zurückführen.

Der globale Müllberg

Obwohl sich die Situation in einigen Orten – in Indien etwa dank eines finanziellen Kraftakts der Regierung – deutlich gemildert habe, sei keine Verbesserung in absehbarer Zeit zu erwarten. Die Situation dürfte sich sogar noch verschärfen, glaubt man der Prognose einer kürzlich in der Zeitschrift „Nature“ erschienenen Studie. Danach werden die Müllberge, die täglich insbesondere in den Städten anfallen, weiter steigen. Im Jahr 1900 produzierte die weltweite Stadtbevölkerung noch 300 000 Tonnen Müll pro Tag, im Jahr 2000 waren es schon mehrere Millionen Tonnen, und für 2100 werden mehr als elf Millionen Tonnen prognostiziert, wenn die Weltbevölkerung weiter ungebremst steigt und keine Maßnahmen zur Müllvermeidung ergriffen werden.

Die Erde droht zur globalen Müllhalde zu verkommen. Statt den Top Ten der Liste von Green Cross wird es dann nur noch einen einzigen großen Hot Spot geben.