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Insolvenz von Weltbild-Verlag vorerst abgewendet

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Die Banken sind vorerst beruhigt. Eine Insolvenz der von der katholischen Kirche in Deutschland getragenen Verlagsgruppe Weltbild ist zunächst abgewendet. Neue Gesellschafter sagen Sanierungssummen in Millionenhöhe zu.

Eine Insolvenz der von der katholischen Kirche in Deutschland getragenen Verlagsgruppe Weltbild ist vorerst abgewendet. Nach Informationen dieser Zeitung sind aus dem Kreis der Gesellschafter – zwölf Bistümer, die Soldatenseelsorge Berlin und der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) – bis zum Ende der vergangenen Woche Zusagen über neues Kapital in Höhe von etwa 60 Millionen Euro eingegangen. Kurzfristig soll das Geld dem in Augsburg ansässigen Unternehmen, das seit längerem keine Gewinne mehr erwirtschaftet, im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft Liquidität verschaffen. Auf mittlere Sicht soll das frische Kapital die Verlagsgruppe in die Lage versetzen, eine strukturelle „Liquiditätslücke“ zu schließen und nach einer längeren Restrukturierungsphase im Jahr 2015 wieder profitabel zu arbeiten.

Im Gegenzug haben die Geschäftsbanken einschließlich der beiden kirchlichen Institute Liga (Regensburg) und Pax (Köln) dem Unternehmen zugesagt, ihre Geschäftsbeziehungen fortzuführen. Vor dem Sommer hatten die Banken gedroht, ihre Kredite binnen weniger Monate fällig zu stellen. Sie waren seit längerem mit dem Gebaren der Geschäftsführung unzufrieden und drangen auf ein stärkeres Engagement der Gesellschafter. Diese wiederum hatten noch im Juni ihre fast zwei Jahre alte Absicht bekräftigt, ihre Anteile in eine Stiftung einzubringen und dadurch eine neue Eigentümerstruktur zu schaffen. Ihren Worten ließen sie auch nach dem Sommer keine Taten folgen. Das stellte die Banken abermals vor die Frage, ob die wegen der Orientierungslosigkeit der Gesellschafter und einer zunehmend orientierungslosen Unternehmensführung die Geschäftsbeziehungen abzubrechen sollten. In diesem Fall wären die Verlagsgruppe sowie die mit Weltbild in einer Holding verflochtene Hugendubel-Gruppe in dieser Woche und damit kurz vor Beginn der umsatzstärksten Monate des Jahres insolvent geworden. Für die alten Gesellschafter ist der Kapitalschnitt mit einem Verlust ihrer Anteile im Wert von annähernd 130 Millionen Euro verbunden.

Wirtschaftsprüfer halten das Unternehmer für zukunftsfähig

Neue Gesellschafter mit allen Rechten und Pflichten werden dem Vernehmen nach bislang nur das von Kardinal Reinhard Marx geleitete Erzbistum München und Freising sowie die Soldatenseelsorge Berlin, die dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck untersteht. Marx und Overbeck bringen gemeinsam etwa 30 Millionen Euro auf. Das Bistum Augsburg will sich mit einem verlorenen Zuschuss in Höhe von 15 Millionen Euro an der Sanierung der Verlagsgruppe beteiligen. Auch das Bistum Mainz und das Bistum Hildesheim, das von dem stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle geleitet wird, wollen das Unternehmen unterstützen. Ob sie auch Gesellschafter werden, ist offen. Allen gemeinsam ist der Wille, die Verlagsgruppe mit ihren derzeit noch mehr als 6000 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt 1,6 Milliarden Euro (30. Juni 2012) nicht zusammenbrechen zu lassen.

Gestützt wird dieser Wille durch ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KMPG. Die Prüfer halten das Unternehmen für fähig, inmitten der Veränderungen des Buchmarktes und des Leseverhaltens zu bestehen. Als zukunftsträchtig gelten die Forcierung des internetgestützten Handels und der Vertrieb elektronischer Lesegeräte. Aus dem Kreis der Gesellschafter ist zu hören, dass die Unternehmensgruppe neue Märkte erschließen sollte. Auch auf dem Buch- und Zeitschriftenmarkt könnte die Verlagsgruppe neue inhaltliche und zugleich wertgebundene Akzente setzen.

Ob die Gesellschafter die Geschäftsführer Carel Halff und Michael Beer für fähig halten, das Unternehmen neu auszurichten, wird sich bald weisen. In der vorvergangenen Woche haben die Gesellschafter einen erfahrener Sanierer namens Josef Schultheis zum dritten Geschäftsführer bestellt. Schultheis, der den Titel CRO („Chief Restructuring Officer“) trägt, wird nachgesagt, dass er die Interessen der Arbeitnehmer ebenso sehr im Auge hat die wie der Arbeitgeber.