Gesellschaft

Das Gehirn von Gauß lag im falschen Glas

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Schon mehrfach ist das Gehirn des Mathematikers Carl Friedrich Gauß untersucht worden. Dabei ist es stets das falsche gewesen. Nach der brisanten Verwechslung haben Forscher jetzt auch das richtige Gehirn untersucht.

Mehrfach ist das Gehirn eines der großen deutschen Denker, des Mathematikers Carl Friedrich Gauß (1777–1855), untersucht worden, um einen Hinweis auf seine genialen Fähigkeiten zu finden. Vergeblich – denn stets ist das falsche Gehirn untersucht worden.

Die Hirnforscherin Renate Schweizer vom Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie teilte am Dienstag mit, sein Gehirn sei vermutlich schon bald nach seinem Tod mit jenem des Mathematikers und Arztes Conrad Heinrich Fuchs vertauscht worden. Beide lagern, in Formalin eingelegt, in der öffentlich unzugänglichen Sammlung der Abteilung für Ethik und Geschichte der Medizin in Göttingen. Im Glas mit dem Etikett „C.F. Gauss“ lagert demnach Fuchs’ Hirn – und umgekehrt. Die Ergebnisse wurden nun im Fachmagazin „Brain“ veröffentlicht.

Renate Schweizer stieß bei Forschungen zufällig auf die frühe Verwechslung, indem sie Befunde von 1860 mit neuen verglich. Eine charakteristische und anatomisch seltene Zweiteilung der Zentralfurche auf MRT-Bildern vom vermeintlichen Gehirn des Universalgenies fehlte auf den Zeichnungen kurz nach dessen Tod.

Gehirn ist nach neuesten Untersuchungen unauffällig

Viele Formeln der Mathematik, der Astronomie, der Erdvermessung und der Physik sind nach dem gebürtigen Braunschweiger benannt. Er ist auf Briefmarken, Gedenkmünzen und dem Zehn-Mark-Schein abgebildet. Schon 1856, nach seinem Tod, ließ der hannoversche König eine Gedenkmünze mit der Aufschrift „dem Fürsten der Mathematiker“ prägen. Bevor der Gelehrte auf dem Göttinger Albani-Friedhof beigesetzt wurde, war sein Gehirn entnommen worden. Mitte des 19.Jahrhunderts war die „Elitegehirnforschung“ gefragt, auch in Göttingen.

Nun haben Forscher das richtige Gehirn mit modernen Verfahren untersucht. Ergebnis: Es ist unauffällig. Die Gehirne des Mathematikers und des Arztes ähneln sich in Größe und Gewicht. Die altersbedingten Veränderungen des Gauß-Gehirns seien für einen 78 Jahre alten Mann normal, berichtet der Neuropathologe Walter Schulz-Schaeffer. Wie so viele Männer in seinem Alter litt Gauß wohl an Bluthochdruck.