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Dieser Kopfhörer klingt bezaubernd


AKG hat sich mit seinem neuen Kopfhörer viel Zeit gelassen. Dafür haben die Österreicher mit dem K812 jetzt auch ein echtes Spitzenmodell. Kann der neue AKG in der Liga der Besten bestehen?

AKG hat sich mit seinem neuen Kopfhörer viel Zeit gelassen. Dafür haben die Österreicher mit dem K812 jetzt auch ein Spitzenmodell jenseits der 1000-Euro-Marke im Angebot, das sich in der Champions League der Kopfhörer etablieren soll. Dort ist die Konkurrenz vielfältig und hart. Sennheiser HD 800, Audeze LCD2, Stax SR-009, Beyerdynamic T1, HiFiMan HE6 oder Ultrasones neuer Edition 12 spielen alle souverän auf. Und jeder klingt – auf hohem Niveau – ein bisschen anders. Kann in dieser Liga ein weiteres Topmodell bestehen?

AKG hat sich einen gut durchdachten Spielzug überlegt, um sich Platz zu schaffen. Die Österreicher präsentieren den K812 als Studiokopfhörer und setzen darauf, dass auch die audiophile Kundschaft das zu schätzen weiß und dadurch erst recht neugierig wird. Längst haben Produkte aus dem Profibereich den Weg ins heimische Wohnzimmer angetreten, weil sie einen entscheidenden Vorteil haben. Sie klingen neutral. Für einen Toningenieur ist dies notwendig, für viele bewusste Hörer mittlerweile ebenfalls eine wichtige Klangeigenschaft. Nur sieht Studioequipment selten richtig gut aus.

Nicht so der K812. Sein Äußeres ist gelungen. Die Österreicher haben ein klassisches, edles und zeitloses Design geschaffen. Der traditionelle AKG-Stil, wie etwa die signifikante Form des Bügels und der Muscheln, bleibt weiterhin bestehen. Material und Verarbeitung machen das Besondere dieses Kopfhörers aus. Von Plastik ist wenig zu sehen. Metall in verschiedenen Varianten ergänzt oder kontrastiert etwa das feine Gewebe an der Außenseite der Muschel oder das weiche Leder an der Innenseite. Das Polster hat eine besondere Form. Es schließt den Raum um die Ohren perfekt ab.

Wer den K812 mit den schon etablierten Topmodellen vergleicht, wird von zwei Merkmalen überrascht. Er hat mit 36 Ohm eine sehr niedrige Impedanz. Normalerweise erwartet man dies von Kopfhörern, die für das Smartphone konzipiert sind, um hinreichend laut aufspielen zu können. Audiophile Topmodelle haben meist zwischen 300 und 600 Ohm und werden am besten mit Verstärker betrieben. Doch AKG will den K812 überall sehen, also auch am iPad oder iPhone. Konsequenterweise haben die Entwickler den Klinkenanschluss auf 3,5 Millimeter reduziert, was ebenfalls ungewöhnlich ist für diese Kopfhörerklasse. AKG stellt sich das so vor: Studiotechniker und -musiker nehmen den K812 auch unterwegs mit, um Musik zu hören oder gar zu bearbeiten. Also schrauben sie einfach den 6,3-Millimeter-Adapter ab und stecken die kleine Klinke ins mobile Gerät.

Studio hin, High End her. Die Österreicher hätten es eigentlich gar nicht nötig gehabt, die Konzeption ihres neuen Kopfhörers mit dem Einsatz für den Profibereich zu begründen. Wer den K812 aufsetzt und probehört, spürt nach wenigen Takten, dass er mit der High-End-Konkurrenz locker mithält, einige gar hinter sich lässt. Er klingt wunderbar linear und äußerst fein. Seine Präzision ist mit einer unglaublichen Luftigkeit gekoppelt. Die räumliche Abbildung ist gerade groß genug, um sich noch darin zurechtzufinden. Die Höhen sind weder zu hell, noch ist der Bass zu dominant. Um es kurz zu machen: Er klingt absolut neutral. Also genauso, wie es sich jeder Toningenieur wünscht – und viele Audiophile auch. Einen solchen Klang schafft momentan eigentlich nur der HD 800 von Sennheiser. Der muss den K812 wohl am meisten fürchten.