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Drei kleine Spiegelreflexkameras

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Hochleistung im Jackentaschenformat für den Spiegelreflex-Fotografen: Die kleinen Immer-und-Überall-Kameras von Sony, Nikon und Canon haben unterschiedliche Stärken.

Nach der Lumix LX-7, der Olympus Stylus XZ-2 und der Samsung EX2F folgt hier noch eine zweite Runde kleiner schwarzer Kameras. Das Gemeinsame dieser drei kompakten Digitalkameras in ihrer durchaus unterschiedlichen Ähnlichkeit ist, dass alle drei als Immer-und-überall-dabei-Kameras für Fotografen gehandelt werden, die ihre ernsteren Vorhaben mit einer Spiegelreflexkamera der jeweiligen Marke erledigen.

Am längsten diente sich die Powershot-G-Serie von Canon dieser speziellen Klientel an. Als aber auch immer mehr auf Nikon eingeschworene Fotografen als Jackentaschen-Kamera zu solch einer Canon griffen, zog Nikon nach. Das aktuelle Resultat dessen ist die Coolpix P7700. Einem oberflächlichen Betrachter könnte sie wie eine G11-Kopie erscheinen. Die aktuelle Canon Powershot G15 besinnt sich hingegen auf die von einem Schwenkdisplay unbeschwerte Kompaktheit zurück, die bis zur Powershot G10 ein hervorstechendes Merkmal dieser Baureihe war. Die Sony Cybershot RX-100 wiederum ist vom Zentrum, sprich vom Ein-Zoll-CMOS-Sensor her gedacht: Sie will mit einer Bildqualität punkten, die der von größeren Sensoren in DSLRs gleichkommt.

Auch in dieser Kamerakategorie ist beim – nicht wechselbaren, wohl aber bei Canon und Nikon mit Konvertern in der Brennweite veränderbaren – Objektiv Lichtstärke angesagt. In alphabetischer Reihenfolge: Die Canon bietet Brennweiten von 28 bis 140 Millimeter (Kleinbildäquivalent) mit Anfangslichtstärken von 1:1,8-2,8. Bei der Nikon reicht der Brennweitenspielraum von 28 bis 200 Millimeter, während die Lichtstärke von 1:2 auf 1:4 zurückgeht. Die Sony schmückt sich ausdrücklich mit dem guten Namen Zeiss auf dem Gehäuse und bietet mit dem Vario-Sonnar T* lediglich 28 bis 100 Millimeter KB-Brennweite mit Anfangslichtstärken von 1:1,8-4,9. Der in der Canon und der Nikon verbaute CMOS-Sensor im Format 1/1,7 Zoll liefert in beiden Kameras maximal rund 12 Megapixel große Bilder. Um genau zu sein: Bei der Nikon sind es 0,1 Megapixel mehr. Der Ein-Zoll-Sensor – das entspricht dem Format 13,2 × 8,8 Millimeter – der Sony liefert bis zu 20 Megapixel große Bilder.

Alle drei Kameras haben einen Monitor mit 3-Zoll-Diagonale (7,5 Zentimeter)- bei der Canon und der Nikon hat er rund 920 000 Bildpunkte, bei der Sony knapp 1,23 Millionen. Rund ein Drittel Pixel mehr, das sieht man: ein feineres, auch helleres Sucherbild. Apropos: Einen optischen Sucher hat nur die Canon. Allerdings ist er nicht viel mehr als ein Notbehelf, ein mit-zoomendes Guckloch ohne Anzeigen (die Fokussier-Anzeige sitzt neben dem Okular), das einem jedoch unter schwierigen Lichtverhältnissen weiterhelfen kann. Der Nikon ließe sich zur Not ein optischer Sucher im Blitzschuh aufstecken. Sie fällt dadurch auf, dass sie, um zu starten, den neig- und drehbaren Monitor in aufgeklappter Stellung verlangt. Bei der Sony ist kein Sucher vorgesehen,

Einen kleinen eingebauten Blitz haben alle drei Kameras. In der Sony schnappt nicht nur ein Kästchen mit dem Reflektor hoch wie bei den beiden anderen. Der Blitz der RX-100 sitzt an einem Ärmchen, das zurückgeneigt werden kann. So ist indirektes Blitzen möglich. Das überlassen die Coolpix und die Powershot den Blitzgeräten, für die sie mit einem Blitzschuh ausgerüstet sind. Dessen Systemanschlüsse integrieren P7700 und G15 also in die Familien der markeneigenen Blitzgeräte. Wer einen Systemblitz zu seiner DSLR von Canon oder Nikon besitzt, kann ihn auch an der Jackentaschenkamera verwenden.

Schnellste Verschlusszeiten sind bei der Canon und der Nikon 1/4000 Sekunde, bei der Sony 1/2000 Sekunde. Im Serienbildmodus schafft sie bis zu 10 Bilder je Sekunde, genauso viel wie die Canon, die noch einen Qualitätsmodus hat, in dem sie noch 5,2 Bilder je Sekunde erreicht. Am variantenreichsten ist die Serienbildfunktion bei der Coolpix P7700: In Standardeinstellung nimmt sie bis zu sechs Bilder mit einer Geschwindigkeit von acht Bildern je Sekunde auf. Dieses Tempo lässt sich in zwei Stufen drosseln. Außerdem erreicht die Nikon mit reduzierter Bildgröße und bei kürzeren Verschlusszeiten Geschwindigkeiten bis 60 oder 120 Bilder je Sekunde, mit denen in dem jeweiligen Modus sechzig Aufnahmen gemacht werden.

Dass alle drei Kameras Videos in HD-Qualität mit Stereo-Ton aufnehmen können, dass sie auf Wunsch Rohdaten speichern, Motivprogramme und Bildbearbeitungs-Funktionen besitzen, dass man eine Bildstabilisierung und Gesichtserkennung aktivieren kann, die Kameras aber auch alles allein machen lassen darf, ohne sich um die Ergebnisse zu sorgen, das soll nur einen Summenstrich ziehen: Alle drei Kameras haben alles an Bord, was sich ein – auch der anspruchsvolle – Fotofreund wünschen mag. Noch ein technisches Datum, mit dem gern Abgrenzungen vollzogen werden: Die ISO-Empfindlichkeit reicht bei der Nikon ISO 80 bis 1600 und lässt sich in einem Hochempfindlichkeits-Modus bis ISO 6400 steigern.

Bei der Canon geht es von ISO 80 bis 12 800, und die Sony wählt selbst zwischen ISO 125 und 6400 und lässt ihren Benutzer zwischen ISO 80 und 25 600 wählen. Es ist selbstverständlich naiv, in diesen Zahlen so etwas wie die Höchstgeschwindigkeit eines Autos zu sehen: Wer meint, die Empfindlichkeit bis zum ISO-Grenzwert ausreizen zu müssen, darf sich nicht wundern, wenn die im unteren Empfindlichkeitsbereich bei allen drei Kameras sehr gute Bildqualität sich deutlich verringert. In diesem Punkt schlägt die Sony die beiden anderen.

Für wen ist aber welche die Richtige? Wenn man nicht nach dem Motto „Einmal Nikon, immer Nikon“ (oder Canon oder Sony) wählt, dann bietet die Canon Powershot G15 (knapp 520 Euro im Internet) den leichtesten Zugang, und das nicht nur für Besitzer einer EOS-Spiegelreflex. Sie fasst sich angenehm griffig an, gibt bedienungstechnisch keine Rätsel auf, hat und kann alles, was man braucht, einfach eine runde Sache. Die Nikon Coolpix P7700 (Internetpreis rund 420 Euro) ist ein deutliches Stück größer, liegt daher großen Händen perfekt in der Hand. Ihre sehr schön griffige Gummierung zieht leider auch den Staub geradezu magisch an. Die Nikon ist die Richtige für den, der die Komplexität seiner DSLR wirklich liebt und nicht nur billigend in Kauf nimmt. Die P7700 ist eher noch ein bisschen besser ausgestattet, oder anders ausgedrückt: Man kann an ihr noch mehr fein tunen als an den beiden anderen – oder schlicht herumspielen.

Die Sony Cybershot RX-100 (knapp 550 Euro im Internet) ist die erste Wahl, wenn es tatsächlich auf Kleinheit, also Transportabilität und exzellente Bildqualität ankommt. Sie ist fraglos sehr schick, aber deshalb ein wenig zu glatt, ihr Bedienkonzept mit dem Drehring ums Objektiv statt der vielen Rädchen etwa der Nikon ist gewöhnungsbedürftig. Und: Sie wirkt längst nicht so professionell wie die beiden anderen. Dafür sind ihre Ergebnisse von denen einer großen schweren Spiegelreflex kaum zu unterscheiden.