Gesellschaft

„Notfalls noch eine Stunde“

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Alois Theisen musste in der Wahlnacht im Hessischen Fernsehen 30 Minuten lang plaudern, ehe das Endergebnis feststand. Er machte das mit Bravour. Ein Gespräch dazu.

Herr Theisen, Sie sind ein Held.

Wir haben eine gewisse Ausdauer gezeigt, aber mit Heldentum hat das nichts zu tun.

Haben Sie zwischen 2 und 2.30 Uhr in der Nacht beim Warten auf das Ergebnis des Wahlkreises Rheingau-Taunus II einen gesunden Hass auf die dortigen Wahlhelfer empfunden?

Nein, mir hat die Sache eher Spaß gemacht. Wir haben alle Viertelstunden beschlossen, weiter zu machen, nachdem feststand, dass es bei der FDP noch klappen konnte.

Konnten Sie nachvollziehen, warum Sie so lange auf die Rheingauer warten mussten?

Nein, denn in Idstein lag ja sogar das Ergebnis der Bürgermeisterwahl vor, und die Landtagsstimmen mussten doch vorher ausgezählt werden.

Wie viele Leute waren zwischen 2 und 2.40 Uhr noch um Sie herum?

Knapp zwanzig. Wir hätten im Studio die Mannschaft verkleinern können, aber alle wollten bis zum Ende mitmachen.

Sie mussten, als nichts passierte, sich ja dauernd etwas zur Überbrückung einfallen lassen. Haben Sie Blut und Wasser geschwitzt?

Ich habe zwar geschwitzt, aber nur weil ich viel Wasser getrunken hatte und sich die Scheinwerfer immer stärker aufheizten. Ich war aber richtig wach und hätte notfalls noch eine Stunde weiter gemacht.

Zumal es ja ein echter Knüller war, dass die FDP mit dem allerletzten Wahlkreis tatsächlich noch in den Landtag kam.

Ja, nicht? Spannender geht es doch gar nicht. Im Ersten gab es keinen Tatort, dafür bei uns einen Wahlkrimi.

Wissen Sie, wie viele Menschen Ihnen noch zusahen?

Manchmal dachte ich, wahrscheinlich niemand. Aber in den sozialen Medien meldeten sich doch etliche Leute, unter ihnen auch die Familienministerin Schröder. Irgendjemand schrieb, das sei ja wie damals beim Torfall von Madrid gewesen, als Marcel Reif und Günther Jauch 76 Minuten überbrücken mussten.

Hat man Sie heute im Sender schon gelobt?

Es gab ein Kollektivlob des Direktoriums an die gesamte Mannschaft. Das ist ja auch richtig so, denn wir waren mit insgesamt 400 tollen Mitarbeitern im Einsatz.

Die Fragen stellte Peter Lückemeier.