Auto & Verkehr

Mit den alten Werten frisch in die Zukunft

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Auch Peugeot gehört zu den Herstellern, die zu kämpfen haben. Neue Produkte wie der 308 oder der 208 GTI zeigen, dass man den traditionsreichen Autobauer noch längst nicht abschreiben kann.

Früher waren 200 PS der Eckwert für einen Sportwagen. Heute kommen schon potente Kleinwagen mit dieser Leistung um die Ecke. Auch der neue Peugeot 208 GTI, der an die vergangenen Erfolge des 205 GTI anknüpfen soll, hat diesen schönen Wert im Schein stehen (147 kW). Gepaart mit dem relativ niedrigen Gewicht von 1200 Kilogramm und dem recht üppigen Drehmoment-Maximum von 275 Newtonmeter bei 1700 Umdrehungen in der Minute, lässt das einiges erwarten.

Und man wird nicht enttäuscht. Der kleine Peugeot (3,96 Meter lang) braucht kaum sieben Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h, und in der Spitze sind gar 230 km/h drin. Alle Achtung. Zum Vergleich: Der letzte 205 GTI (1995) wog 880 Kilogramm, war 3,70 Meter kurz, hatte 120 PS, spurtete in 8,5 Sekunden auf 100 und war maximal 202 km/h schnell. Einen Preisvergleich sparen wir uns jetzt, aber auch hier ist ein deutlicher Fortschritt zu erkennen. Denn der 2013er-GTI ist mit einem Basispreis von 22 900 Euro in der heutigen Zeit ein sehr gutes Angebot, nicht nur wegen seiner Leistung, auch wegen seiner guten Ausstattung. Dagegen war der alte GTI ein karg möbliertes Autochen.

Der 208 GTI trumpft schon mal mit seinem schnittigen Äußeren auf, trägt rot lackierte Bremssättel, hat einen Spoiler an der hinteren Dachkante, 17-Zoll-Alufelgen, verchromte Außenspiegel und einen schmissigen GTI-Schriftzug am hinteren Seitenfenster. Klar, nicht jede Linie wird jedem gefallen, besonders die eigenartig geformten Rücklichter bieten Diskussionsstoff, aber auf jeden Fall ist dieser 208 ein Gesicht in der Menge.

Besonders hat es uns der hochwertig gestaltete Innenraum angetan. Fahrer und Beifahrer werden von Einstiegsleisten mit rotem „Peugeot“-Schriftzug empfangen, die Sitze und die Rückbank tragen Kunstleder/Stoff, auch das Armaturenbrett ist mit Kunstleder und roten Ziernähten eingefasst, Gleiches gilt für das unten abgeflachte, kleine Lenkrad (hier echtes Leder) wie auch den Metall-Schaltknauf und den Handbremshebel. Die Türgriffe und die mittlere Umrandung der Lüftungsdüsen tragen ebenfalls Rot-Schwarz. Zu erwähnen ist noch das Vorhandensein einer Sitzheizung für die Vordersitze. Die elektrisch verstellbaren Spiegel sind anklappbar, beim Einparken piepst‘s, zumindest hinten. Und im Kofferraum liegt, o Wunder, ein vollwertiges Reserverad, und das auch noch auf einer Alufelge. Weil der GTI auf der Allure-Ausstattunglinie basiert (der besten nach Access und Active für die herkömmlichen Modelle), sind Dinge wie sechs Airbags, Tempomat, Klimaautomatik, Audioanlage, Nebelscheinwerfer, LED-Tagfahrlicht, elektrische Fensterheber oder ein Regensensor ohnehin an Bord. Was es nicht gibt, ist ein modischer Startknopf, den wir nicht vermisst haben, aber leider ist für den GTI kein Start/Stopp zu haben. Auch zwei weitere Türen können nicht bestellt werden.

Knackig zu schaltendes Sechsganggetriebe

Für einen GTI erwartet man das ebenso wenig wie eine Automatik. Der ganze Spaß, den das knackig zu schaltende Sechsganggetriebe bringt, würde verloren gehen. Womit wir wieder beim Fahren wären. Der 208 GTI hält in jeder Hinsicht, was er verspricht. Das 1,6-Liter-Triebwerk hat in allen Drehzahlbereichen genügend Punch, um für standesgemäßen Vortrieb zu sorgen, auch in den oberen Gängen. Der beste Beweis sind die sehr flotten 8,2 und die 9,9 Sekunden, die es braucht, um im 4./5. Gang von 50 auf 100 km/h zu kommen. Ja, man kann den GTI schaltfaul fahren und zu Beispiel den 2. Gang bis 108 km/h hochziehen, dann setzt bei 6800 Umdrehungen in der Minute der Drehzahlbegrenzer dem Spiel ein Ende. Übermäßig laut wird der Peugeot selbst bei solchen Prozeduren nicht. Peugeot hat auch auf jegliches Sound-Tuning verzichtet. Wir begrüßen das. Wer es krawalliger haben will, findet beim Tuner bestimmt sein Glück. Das sonstige Fahrverhalten ist einwandfrei, in Kurven, auch in schnell durcheilten, ist der GTI vorbildlich neutral, die Servolenkung ist schön präzise und exakt. Es macht einfach Spaß, mit dem GTI über kurvige Sträßchen zu wuseln. Muss plötzlich gebremst werden, sind die Stopper stets Herr der Lage. Dass der Federungskomfort nicht sänftengleich ist, liegt in der Natur der Sache, doch es gibt wesentlich härter abgestimmt Autos dieses Typs.

Was den Verbrauch angeht, bleibt der GTI etliche Liter über der Normangabe, die bei 5,9 Liter Super für 100 Kilometer liegt. Der Wert für den Stadtverkehr (8,2 Liter) ist unserer Erfahrung nach bei jedem Auto der beste Indikator für den tatsächlichen Verbrauch, hier waren es 8,5 Liter. Dabei schwankte der Verbrauch auf den einzelnen Tank-Etappen zwischen 7,5 und 9,3 Liter auf 100 Kilometer. Da niemand einen GTI kauft, um mit ihm Benzin zu sparen, mögen die 8,5 Liter in Ordnung gehen, aber eigentlich ist der Wert zu hoch.

Zu hoch: Die Instrumente im Armaturenbrett

Zu hoch sind auch die Instrumente im Armaturenbrett angebracht – oder das Lenkrad zu tief. So kommt es zur ungewohnten Situation, dass der Fahrer nicht durch den Lenkradkranz auf Tacho und Drehzahlmesser schaut, sondern darüber hinweg. Funktionale Nachteile hat das aber nicht, die analogen Instrumente liegen gut im Blickfeld, der Tacho ist zwar sehr eng (zu eng) skaliert, aber als Hilfe ließen wir immer auf dem Feld des Bordcomputers in der Mitte der Einheit die gut ablesbare Geschwindigkeit digital „mitlaufen“.

Die Vordersitze sind sehr bequem, wer nach hinten will, muss wie bei jedem zweitürigen Auto sehr gelenkig sein. Für die jungen Menschen, die die Zielgruppe darstellen, mag das kein Problem sein, Älteren graut es vor dem Weg nach hinten. Der Platz im Fond ist einigermaßen ausreichend, solange man nicht zu dritt dort sitzen will. In den Kofferraum passen kleinwagentypische 286 Liter. In unserem Fahrzeug war das Volumen noch etwas eingeschränkt, weil der Wagen mit dem „JBL-Soundsystem“ (360 Euro) ausgestattet war. Der Subwoofer wird dann rechts im Kofferraum montiert. Nach dem Umklappen der asymmetrisch geteilten Rückbank ergibt sich keine ebene Ladefläche, das maximale Ladevolumen beträgt 1076 Liter.

Panorama Glasdach und fünf Sonderlacke

Weil ein Touchscreen schon mit der Audioanlage an Bord kommt, kostet ein Navisystem je nach Leistungsumfang moderate 490 oder 750 Euro, automatisches Einparken kann man sich für 500 Euro gönnen. Auf der sehr kurzen Aufpreisliste finden sich noch Dinge wie ein Panorama-Glasdach für 410 Euro oder die Metallic-Lackierung (480 Euro). Auch Peugeot beteiligt sich an der Unsitte, alle Lacke (außer Schneeweiß) aufpreispflichtig zu machen. Und es stehen nur fünf „Sonderlacke“ zu Wahl: Rubi Rot, Virtuel Blau, Chronos Silber, Shark Grau und Perla Nera Schwarz.

Wir meinen: Weiß (unser Testwagen) passt am besten. Alles in allem ist Peugeot mit dem 208 GTI mit alten Werten des 205 GTI (Jugendlichkeit, Sportlichkeit, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis) auf einem frischen Weg in die Zukunft.