Auto & Verkehr

Weht ein Hauch von Langeweile

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Das neue VW Golf Cabriolet schafft eine schöne Verbindung aus Frischluftzufuhr und Behaglichkeit. Den Sprung in die Moderne des Golf VII hat es allerdings nicht mitgemacht.

Bevor der Winter kommt, werfen die Cabriolets noch einmal ihre Mützen ab und lassen die letzten Sonnenstrahlen hinein. Das Angebot ist so breit wie der Horizont, und einige Hersteller wie Fiat mit dem 500 C oder Citroën mit dem DS 3 meinen, sie gehörten mit ihrer hippen Aufschneiderei zum Club, obgleich sie nur Autos mit übergroßen Rolldächern anbieten. Die haben, zugegeben, auch ihren Charme, aber für volles Frischluftvergnügen sind andere zuständig. Golf geht immer, das gilt auch in dieser Disziplin.

Der durchgehend geöffnete Volkswagen hat eine Linie, die sich als überwiegend elegant bezeichnen lässt, obgleich wir uns rassigere Hinterteile vorstellen können. Geschlossen teilt er die Meinung, die einen empfinden die Silhouette als adrett, die anderen als aufgesetzt. Hier soll es um den Zustand ohne Dach gehen, und der ist in vollen Zügen zu genießen. Das Golf Cabriolet schafft eine schöne Verbindung aus Frischluftzufuhr und Behaglichkeit, das fein isolierte Dach öffnet elektrisch und fix, der zentrale Schalter schickt gleichzeitig die Fenster nach unten, so soll es sein.

Akzeptable 250 Liter

Im Kofferraum bleiben akzeptable 250 Liter Platz, die sich halbwegs rückenschonend befüllen lassen, es gibt eine kleine Durchladeluke, falls es mal auf die Piste gehen soll. Ließe sich die das Gepäck schützende Klappe ohne Gewaltanwendung schließen, wäre das zweifellos von Vorteil. Man darf gar zu viert unterwegs sein, so die Mitreisenden auf den Rücksitzen keine Lulatsche sind. Form und Funktion sind also in Ordnung, nicht aber auf dem neuesten Stand. Den Sprung in die Moderne des Golf VII hat das Cabrio nicht mitgemacht. Es muss, wie das mit offenen Autos oft der Fall ist, zwei Generationen überstehen.

So fährt im Cabriolet weiterhin der Golf VI. In unserem Fall stand der Diesel zum Vortrieb parat, womit die Kombination an Vernunft kaum noch zu überbieten ist. Der 105 PS (77 kW) starke TDI mit Blue-Motion-Spartechnik müht sich etwas, das 1500 Kilogramm schwere Cabriolet auf Touren zu bringen. Von 0 auf 100 km/h vergehen 12,1 Sekunden. In diesem Modell gibt es nur ein Fünfgang-Schaltgetriebe, anderen Marken würde das als hoffnungslos rückständig angekreidet. 188 km/h beträgt die Höchstgeschwindigkeit – wer Diesel-Cabriolet wählt, dürfte das angenehme Drehmoment als wichtiger empfinden.

Auch von Bedeutung: die Geräuschkulisse. Der Diesel nagelt deutlich, wir finden, in ein offenes Auto gehört ein Benziner. Der Verbrauch allerdings ist ein Trumpf: 5,5 Liter im Durchschnitt. Im Gegenzug sind zur Anschaffung üppige 26 800 Euro zu überweisen. Was dem Golf Cabriolet fehlt? Erregendes. Fast weht ein Hauch Langeweile hindurch. Wer auf sein Herz hört, greift vielleicht besser zum erfrischten Beetle. Der ist unpraktischer, aber günstiger, frecher und cabrioletiger.