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Ostdeutsche Schüler rechnen besser

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Bisher gab es bei Schulvergleichen in Deutschland in der Regel ein klares Nord-Süd-Gefälle. Diesmal hängt der Osten den Westen ab. Die neue Studie belegt wieder, wie stark der Bildungserfolg von der sozialen Herkunft abhängt.

Ostdeutsche Schüler sind in Mathematik und Naturwissenschaften weitaus leistungsstärker als der Großteil ihrer westdeutschen Altersgenossen. Das geht nach dpa-Informationen aus dem neuen Schulleistungsvergleich der Bundesländer hervor. Danach erzielen im Westen durchgängig nur Bayern und Rheinland-Pfalz Leistungswerte, die statistisch bedeutsam über dem Bundesdurchschnitt liegen – im Einzelfall auch Schleswig-Holstein und Niedersachsen. In Ostdeutschland sind es alle Bundesländer.

An dem neuen Schultest hatten sich über 44.000 Schüler aus den neunten Klassen aller Schulformen beteiligt. In Mathematik ist Sachsen absoluter Spitzenreiter mit 536 Punkten, gefolgt von Thüringen (521) und Brandenburg (518). Schlusslicht ist Bremen mit 471 Punkten. Ein Unterschied von 25 bis 30 Punkten entspricht in etwa dem Lernfortschritt eines Schuljahres.

Sozialer Herkunft hat großen Einfluss

Der neue Bundesländervergleich wird an diesem Freitag von der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin offiziell vorgestellt. Mitarbeiter des ländereigenen Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Berliner Humboldt-Universität hatten dafür im Mai und Juni 2012 mehr als 1.300 Schulen im gesamten Bundesgebiet besucht.

Die Studie belegt abermals die extrem hohe Abhängigkeit von Schulerfolg und sozialer Herkunft in Deutschland. Bundesweit erreichen laut den Ergebnissen Schüler aus sozial besser gestellten Familien in Mathematik im Durchschnitt 82 Punkte mehr als Jugendliche aus sozial schwächer gestellten Familien. „Dies entspricht einem Leistungsvorsprung von fast drei Schuljahren zugunsten der Schülerinnen und Schüler mit einem hohen Sozialstatus“, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Auswertung.

Bei der Förderung von Kindern aus bildungsfernen Schichten tun sich in den Naturwissenschaften besonders Rheinland-Pfalz (Physik) und Sachsen (Biologie) hervor, während die Abhängigkeit von Herkunft und Schulerfolg in diesen Fächern besonders in Hamburg überdeutlich wird. In Mathematik werden die Leistungsunterschiede zwischen Kindern aus Akademikerfamilien und bildungsferneren Schichten besonders in Brandenburg deutlich.

In Mathematik wurden diesmal sechs Kompetenzformen aus dem gesamten Spektrum mathematischen Arbeitens untersucht, wie „Probleme mathematisch lösen“ aber auch „Raum und Form“ sowie „Daten und Zufall“. In Biologie, Chemie und Physik ging es vor allem um Grundbildung, aber auch um fachübergreifendes Problemlösen.

Basis für die Aufgaben waren die von den Kultusministern für alle Bundesländer verbindlich eingeführten Bildungsstandards. Sie beschreiben, was ein Schüler am Ende einer Jahrgangsstufe können soll und gelten für Lehrer als pädagogische Zielvorgabe. Damit wurden die alten, in den Bundesländern unterschiedlichen Lehrpläne an den Schulen abgelöst. In den Schulen der DDR wurde traditionell auf Naturwissenschaften und Mathematik besonderen Wert gelegt. Auch in der Lehrerausbildung gab es hier Schwerpunkte.